Gut Rosch 2020

Das Weihnachtsfest ist wie alle Jahre mehr oder weniger gut überstanden und schon nähert sich die nächste Festlichkeit mit großen Schritten. Der Jahreswechsel ist, genau wie das Weihnachtsfest geprägt, von allerlei meist auch abergläubischen Bräuchen und Handlungen, die wir als moderne und aufgeklärte Mitteleuropäer eher unbewusst und als liebgewonnene Traditionen übernommen haben.

Am Silvestertag wünscht man sich hierzulande einen guten Rutsch ins neue Jahr. Der Gegenüber soll jedoch nicht ausrutschen und ins neue Jahr hineinschlittern, vielmehr ist dieser Spruch dem jiddischen „Gut Rosch“ entlehnt und das bedeutet „Guten Anfang“, d.h. das neue Jahr möge für den Bewünschten gut beginnen. Auch das überall verkündete „Prosit Neujahr“ zum Anstoßen mit einem prickelnden Getränk ist einer alten Sprache entlehnt. Im lateinischen Sprachgebrauch bedeutet „Prosit“ schlicht und ergreifend: „Lass es gelingen“. In manchen Gegenden wird von den Anwesenden übrigens aus nur einem Glas getrunken, dass anschließend in glückbringende Scherben zerschmettert wird.

Allgemein bekannt dürfte sein, dass der letzte Tag des Jahres nach einem Papst benannt ist, der genau an diesem Tag im Jahre 335 verstorben ist. Ungläubige sollen in seiner Gegenwart an Fischgräten erstickt sein und deshalb wird der traditionelle Silvesterkarpfen in einigen Gegenden nur mit erhöhter Vorsicht genossen. Allerdings soll eine Schuppe dieses Karpfens, das kommende Jahr in der Geldbörse aufbewahrt, dafür sorgen, dass das einem das Geld nicht ausgeht. Aus gleichem Grund wird verschiedenen Ortes auch Linsensuppe gereicht, die Hülsenfrüchte stehen hier symbolisch für das zahlreiche Geld.

Vom Geflügel lässt man aber besser die Finger, denn das Glück fliegt mit dem Vogel am letzten Tag des Jahres möglicherweise davon.

Wer das neue Jahr nicht abwarten kann, wagt durch Bleigießen einen Blick in die Zukunft. Flüssiges Blei wird im Wasserbad schnell abgekühlt und die entstandene Form soll das kommende Jahr vorausorakeln.

Kleine Geschenke wie Kleeblatt, Schornsteinfeger, Hufeisen oder Marzipanschwein, sollen dem Glück ein wenig nachhelfen.

In ländlichen Gegenden wurde das Vieh zu Silvester reichlicher gefüttert und die bösen Geister in Wohnräumen und Stallungen mit geweihtem Weihrauch ausgeräuchert.

Lange Tradition hat überall das Vertreiben der bösen Geister durch ohrenbetäubenden Lärm. In Westfalen schlugen früher die Schmiede zu Mitternacht mit ihren großen Hämmern auf die Ambosse, Schellen oder Peitschen sorgten andernorts für den nötigen Lärm. Heute erledigen das Böller, Raketen und andere Kracher.

Besinnlicher ist da schon die Tradition des Läutens der Kirchenglocken um Mitternacht.

Nach all den Feierlichkeiten zum Jahreswechsel kommt der Neujahrstag friedlicher daher. Am Oktavtag von Weihnachten feiert die katholische Kirche das Hochfest der Gottesmutter Maria.