Das Schaffen von Josef Dorls
Josef Dorls schuf zahlreiche Werke, deren Gesamtzahl jedoch an keiner Stelle zusammenfassend aufgelistet ist. Typisch für Dorls war, dass er von größeren Werkstücken zunächst Modelle oder auch Miniaturen aus Keramik oder Holz anfertigte. Diese Miniaturen verschenkte er unter anderem im Familienkreis. Einige dieser Arbeiten befinden sich noch heute im Familienbesitz. [1]
Er selbst beschrieb seine Arbeiten einmal so: „Religiöse Kunst soll nicht zeitbedingt sein. Jedes religiöse Kunstwerk soll so gestaltet sein, daß gläubige Christen davor beten können, wo und solange es gläubige Christen gibt. Wohl zwingt das Gesetz der Kunst einen realen, tatsächlichen Augenblick aus der Fülle, des wirklich oder geistig Erlebten herauszugreifen, aber die Darstellung soll diesen Augenblick in die Sphäre des Zeitlosen hinübertragen. Immer, solange es plastische Kunst gibt, wird es ein Problem sein, Bewegung in Plastik darzustellen. Denn immer gilt es, die Spannung zu überwinden zwischen der Ruhe des Materials und der Unruhe des dargestellten Moments.“[2]
Bemerkenswert ist, dass sich aus den frühen Jahren der Selbstständigkeit des Künstlers bisher kaum Werke nachweisen lassen. Alle hier beschriebenen Figuren für verschiedene Kirchen lassen sich frühestens auf die späten 1920er Jahre und die darauffolgende Zeit datieren. Möglicherweise kam Dorls erst in einer späteren Schaffensphase dazu, Werke für Kirchen herzustellen. Carl Kühn war seit 1926 fürstbischöflicher Delegaturbaurat und seit 1930 Diözesanbaurat. Er könnte das Schaffen Dorls in den Kirchen Berlins gefördert haben.
Interessant ist auch, dass Dorls sich nicht auf ein Material für seine Kunst festgelegt hatte. Er arbeitete mit Holz, mit Naturstein aber auch mit Ton und Keramik.
Es gibt vielfältige Gründe, warum der Künstler in der heutigen Zeit nur wenigen Menschen bekannt sein dürfte. So ist davon auszugehen, dass viele Werke von Josef Dorls den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden haben. Gerade in Berlin wurden zahlreiche Kirchen in den letzten Wochen der Schlacht um Berlin oder vorher durch Luftangriffe schwer beschädigt und zerstört. Auch mögliche Unterlagen im Bistumsarchiv Berlin gingen in der Nacht vom 23. auf den 24. November 1943 während eines Luftangriffes unwiederbringlich verloren.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) hatte eine Lithurgiereform und darauffolgend auch eine Umgestaltung der Gotteshäuser zur Folge. Viele Kirchen wurden komplett umgestaltet. Auch während dieser Periode gingen Werke von Dorls sicher verloren bzw. gerieten anschließend in Vergessenheit.
Letztendlich nagte auch der Zahn der Zeit an dem ein oder anderen Werk, so dass auch aus diesem Grund Figuren oder andere Bildhauerarbeiten aus Holz von Josef Dorls im Laufe der Zeit verschwanden.
Im Laufe meiner Forschung zum Bildhauer Josef Dorls habe ich zahlreiche Werke ausfindig gemacht. Diese sollen hier nach und nach der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Hinweise auf weitere Werke des Künstlers sind jederzeit willkommen.
[1] Informationen hierzu stammen von der Großnichte des Bildhauers, Notizen aus einem Telefongespräch am 7.Juni 2017, Fotos liegen dem Verfasser vor
[2] Märkische Volkszeitung vom 24.Februar 1935, „Der Kreuzweg für Hl. Familie“