Zweiter Weltkrieg

Zweiter Weltkrieg und das schreckliche Ende

Die Jahre nach der Kirchweihe gehen noch relativ ruhig ins Land. In der Gemeinde wurde der schwierige Alltag im nationalsozialistischen Deutschlang so gut es ging gemeistert.

Am 1.September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen. In ganz Deutschland wurden Schutzmaßnahmen getroffen. Es musste auf sorgfältige Verdunklung geachtet werden und im Pfarrhaus wurde ein Luftschutzraum für die Bewohner der Friedrichstraße eingerichtet.
Die erste Kriegsweihnacht wurde in der nun abgedunkelten Kirche gefeiert. Die Kerzen hatten dunkelblaue Manschetten aus Glanzpapier und der Altar war mit abgeschirmten Lichtern spärlich beleuchtet. Eine düstere Stimmung breitete sich aus.

Für die jungen Frauen der Gemeinde war es bald Brauch geworden, jeden Dienstag Feldpostbriefe an Soldaten an der Front zu schreiben. Ihnen sollte das Gefühl gegeben werden, dass man sie nicht vergessen hatte.
Mitte des Jahres 1940 wurde Kaplan Schieweck zur Wehrmacht eingezogen.
Am Ende des Jahres waren die ersten gefallenen Soldaten der Gemeinde zu beklagen.

Ab Anfang 1941 durfte auf Befehl des Hitlers kein Gottesdienst vor 10.00 Uhr stattfinden, wenn es in der Nacht davor über 0.00 Uhr hinaus Fliegeralarm gegeben hatte.
In Teupitz wurde ein großes Lazarett eingerichtet, das von Königs Wusterhausen aus betreut wurde. Zweimal im Monat sollte dort ein Gottesdienst stattfinden. Ein schwieriges Unternehmen, denn das Auto des Pfarrers wurde wegen Benzinknappheit stillgelegt.
Zum Ende des Jahres stieg die Zahl der Gefallenen, denn der Krieg hatte sich auf Russland ausgedehnt.
Nach neuesten Schätzungen betrugt die Zahl der Gemeindeglieder jetzt 2.080 Seelen. Aus diesem Grunde wurde es notwendig, den Kirchenvorstand im November 1942 auf sechzehn Mitglieder aufzustocken. Permanent kam es in dieser Zeit zu Veränderungen im wichtigsten Gremium der Gemeinde, denn immer wieder wurden Männer zur Wehrmacht eingezogen.
Anfang 1943 wurde beschlossen, eine Kanzel, Kommunionbänke, eine Orgel und neues Gestühl anzuschaffen. Allerdings vorbehaltlich der Unterstützung durch das Bischöfliche Ordinariat. Diese Unterstützung konnte dann wohl nicht allzu hoch ausgefallen sein, denn außer Kommunionbänken, wurde vorerst kein weiteres Inventar angeschafft.
In Bestensee wurden die ersten Räume für Gottesdienste angemietet.

Mitte des Jahres 1943 wurden die Gemeinden aufgefordert, freiwillig Metall für die Wirtschaft zu sammeln und abzugeben. Der Kirchenvorstand musste zustimmen, verweigerte jedoch die Herausgabe eines Weihrauchfasses, zweier Wandleuchter und des Tauftellers.
Zur Aufbesserung der finanziellen Mittel, vermietete die Gemeinde Teile des Pfarrsaales als Unterstellmöglichkeit von Kisten und Textilwaren aus Fliegerschäden an eine Berliner Firma. Das brachte 75,- Reichsmark im Monat.

Im Juli 1943 erklang zu ersten Mal Orgelmusik in der Kirche. Der Potsdamer Orgelbauer Alexander Schütz stellte für 350,- Reichsmark im Jahr, eine Notorgel zur Verfügung.
Auch die endgültige Summe für den Kirchbau war jetzt bekannt. Der Neubau kostete alles in Allem 52.035,24 Reichsmark.

Pfarrer Kletschke; Quelle: Archiv St. Elisabeth

Ende 1943 verließ Pfarrer Majewski auf Anordnung des Bischofs die Gemeinde. Er wurde kurze Zeit von Kaplan Walter Proske als Pfarradministrator vertreten, bis am 1. März 1944 Bruno Kletschke die Gemeinde übernahm.

Ende Januar 1944 wurden über der Stadt Luftminen abgeworfen, die am Pfarrhaus und an der Kirche erheblichen Schaden anrichteten. So gingen im Pfarrhaus mehr als sechzig Scheiben zu Bruch und zahlreiche Dachsteine wurden durch den Luftdruck aus der Verankerung gerissen. Die Schäden wurden in den darauffolgenden Tagen von Gemeindemitgliedern und dem Kaplan selbst repariert. Ein erneuter Luftminenabwurf Ende des Jahres in der Nähe des Güterbahnhofs richtete jedoch neue Schäden an.

Pfarrer Kletschke sprach in seiner Neujahrspredigt zu Beginn des Jahres 1945 davon „dass das neue Jahr ein Jahr der Entscheidung werden würde…“ Und er sollte recht behalten. Die Front rückte näher und Königs Wusterhausen wurde von langen Flüchtlingskolonnen durchzogen. Die Menschen aus dem Osten Deutschlands, die oft nur das Nötigste oder das nackte Leben retten konnten, fanden in der Kirche seelsorgerischen Beistand und im Pfarrhaus eine warme Nachtstätte und etwas zu Essen. Pausenlose Luftangriffe, die vor allem Berlin gelten, zwangen die Menschen stundenlang im Keller auszuhalten. Aus diesem Grund wurde dort ein Ofen aufgestellt, um notfalls auch bei einer Belagerung im Keller kochen zu können.

Große Nervosität machte sich im Frühjahr 1945 breit, Gerüchte von einer Evakuierung Königs Wusterhausens wollten nicht verstummen.
Vollkommen unübersichtlich wurde die Lage im April 1945. Die Rote Armee hat die Oder überschritten und stand unmittelbar vor dem Sturm auf Berlin. Die 9. Deutsche Armee wurde bei Halbe eingekesselt und fast vollständig vernichtet. Die letzten Tage des Krieges sind in der Kirchenchronik detailliert aufgezeichnet. So gewinnen wir einen Eindruck, wie es der ganzen Stadt zum Kriegsende ergangen ist.
So berichtet die Chronik von einem schweren Fliegerangriff am 19. März auf Wühnsdorf/ Zossen.
Die gewaltigen Qualmwolken zogen bis nach Königs Wusterhausen.

Kriegsende in der Kirchenchronik beschrieben; Quelle: Archiv St. Elisabeth

Am 20. April herrschte Geschützdonner schon rund um die Stadt. Die Straßen waren von Flüchtlingen, zurückflutenden Truppen und mitgeführtem Material verstopft. Alles wollte sich zum Amerikaner durchschlagen, der angeblich schon vor Potsdam stehen sollte. Gerüchte über Gerüchte. Das Pfarrhaus wurde zwei Tage später mit vierzig Verwundeten voll belegt. In der Kirche lagen verwundete Volksturmmänner, die aus dem Mittenwalder Raum hierhergebracht wurden.
Am 25. April, gegen 10 Uhr morgens, begann die sowjetische Artillerie, Königs Wusterhausen unter Beschuss zu nehmen. Die Geschosse richteten schweren Schaden an vielen Gebäuden an. Schwerverwundete wurden aus dem Schützenhaus in den Pfarrsaal verlegt. Die Stromversorgung brach schließlich zusammen. Ein Geschoss schlug gegenüber der Post ein. Gegen Abend des Folgetages traf es auch das Pfarrhaus. Die Decke zum Pfarrsaal war durchschlagen und die Verwundeten wurden in den Keller gebracht. Während der Nacht war Infanteriekampf in der Stadt zu hören.
In der Chronik heißt es wörtlich: „26.IV. Morgens große Stille. Die Russen kommen, als wir vom Zelebrieren kamen. Haussuchung und Untersuchung. Fronttruppen anständig, gehen gleich; aber was nachher kommt! Plünderung durch ausländische Arbeiter und Vergewaltigung an der Tagesordnung. Selbstmorde am laufenden Band. Furchtbar die nächtlichen Hilferufe der Frauen. Eine Frau in Zeesen 14 mal, ein Gemeindemitglied elf mal vergewaltigt. Ich führe es auf, damit man die Furchtbarkeit der Tage ermessen kann.“
Dem Pfarrer gelang es dennoch, zahlreiche Frauen und Mädchen auf dem Kirchboden zu verstecken. So konnten sie den Vergewaltigungen entkommen. Erst am 30. April 1945 wurde ein Stadtkommandant eingesetzt und die Lage normalisierte sich langsam. Auch die Zahl der Flüchtlinge verringerte sich allmählich.
Rund um das Pfarrhaus aber wurden die Häuser geräumt und Fronttruppen einquartiert. Die Verwundeten konnten jedoch zunächst im Pfarrsaal verbleiben. So wurden das Pfarrhaus und die Kirche von Plünderungen verschont.
Kurze Zeit später kam es wieder zu Flüchtlingsdramen in der Stadt. Diesmal waren es die Menschen aus den nun polnisch besetzten Gebieten, die dort nach Kriegsende vertrieben wurden. Auch sie litten an Hunger und Krankheiten, die Beerdigungen am Ort nahmen kein Ende.
Gegen Ende des Jahres 1945 kehrte so etwas wie Normalität ein. Die Versorgungslage wurde etwas besser und für die Kinder begann wieder der Schulunterricht.