Der Büdner – Johann Christian Friedrich Seyer
Johann Christian Friedrich, wurde als fünftes Kind des Ehepaars Seyer/Schaar am 7. Juni 1817 in Jühlitz geboren.
In den Kirchenbüchern wird bei der Geburt eines Kindes meist der Beruf des Vaters angegeben. Daher wissen wir, dass er das Handwerk des Maurers erlernte. Zwischenzeitlich siedelte er nach Brenkenhof, unweit der Kolonie Jühlitz, um. Soviel ist sicher, denn alle seine späteren Kinder kamen dort zur Welt. Johann Christian Friedrich wird als Büdner und als Einlieger in den Kirchenbüchern benannt.
Erste Ehe des Johann Christian Friedrich Seyer
Johann Christian Friedrich, Einlieger in Brenkenhof, heiratete am 26. Dezember 1841 im Alter von 25 Jahren die 26-jährige Dorothea Elisabeth Hoffmann. Die Braut wurde demnach um 1816 geboren. Brautvater war Wilhelm Hoffmann, Dorfschulze und Holländer in Brenkenhof. Die Familie der Braut kam zwischen 1773 und 1776 als Kolonistenfamilie in die neugegründeten Dörfer rund um die Kirche von Friedrichsdorf. In einer Einwohnerliste für Brenkenhof aus dem Jahr 1776 finden wir einen Wilhelm Hoffmann und einen Friedrich Hoffmann. Beide gehörten dem reformierten Glauben an. Als Herkunftsort wird Obermorschel im Herzogtum Zweibrücken genannt. Heute liegt der Ort in Rheinland-Pfalz. Die Familie Hoffmann gehörte also zu den zahlreichen Pfälzer Einwanderern, die Friedrich II. in das Land holte. In der Einwandererliste sind die Zahl der Familienmitglieder, das Vermögen und der Viehbestand notiert, der nach Brandenburg einreiste. Die Trauung der beiden jungen Leute fand in der Dorfkirche von Friedrichsdorf statt.
Einige Jahre später pachtete der junge Ehemann für sich und seine Frau zwei Sitze in der Friedrichsdorfer Kirche. Zu diesem Vorgang gibt es eine Akte, die ich im Domstiftsarchiv Brandenburg gefunden habe und hier wortwörtlich transkribiert habe. Darin heißt es:
„Ferhandelt in der Sieversdorfer Kolonie=Kirche zu Friedrichsdorf den 21.ten September 1845
Das die Zeit für … die Kirchen=sitze in der Kolonie=kirche zu Friedrichsdorf gepachtet gewesen sind, abgelaufen ist, so man zum anderweiten Verpachtung derselben auf die nächsten 6 hintereinanderfolgenden Jahre von Trinitatis 1845 bis dahin 1851. auf heute Termin hier anberaumt und mittels Umlauf den Kolonisten und Kolonie-Bewohnern bekannt gemacht worden. Nachdem den Anwesenden vorher bekannt gemacht worden wan, dass nur Gebote in ganzen Silbergroschen angenommen werden und die Pacht wie bisher jederzeit auf Trinitatis….. berichtigt werden musste, auch kein Pächter vor Ablauf der vorgedachten 6 Jahre unter keinen Umständen, von seiner Pacht entbunden werden kann, er vielmehr verpflichtet sey im Fale er diese Gegend verlassen sollte, entweder die Pacht bis Trinitatis 1851 in dem betroffenden Schulzen-Amte zu deponieren oder einem Anderen, der in seine Pachtverbindlichkeit träte und solche zu erfüllen übernehmen zu gestelen, und dass endlich ,im Falle die Gebote wider Erwartens so gering ausfallen sollten der gegen die bisherige Pacht eine bedeutende Minder=Einnahme für die Kirche sich heraustelle, der Zuschlag heute nicht sofort erteilt werden könne, vielmehr vorbehalten und zu Erreichung höheren Gebote event. ein anderweitiger Termin anberaumt werden müste… wurde mit der Verpachtung der Sitze vorgeschritten und es bleiben meistbietend auf“ – Es folgen dann die Namen.
Friedrich Seyer wird unter Position 32 als in Brenkenhof lebender Einlieger geführt. Er bezahlte für diesen Sitz einen Silbergroschen. Dieser Sitz wird für seine Frau bestimmt gewesen sein. Sein Platz war für die nächste Zeit auf dem Chor. Für diesen Sitz zahlte er fünf Silbergroschen.
Kinder des Johann Christian Friedrich Seyer aus erster Ehe
Am 27. August 1842 wurde das erste Kind, ein Sohn, des Ehepaares Seyer/ Hoffmann geboren. Karl Friedrich August, am 4.September getauft, starb bereits am 9.Dezember 1842 an Krämpfen.
Am 3. November 1843 wurde dem Ehepaar wiederum ein Sohn geboren, der jedoch vor der Taufe, am 2. Dezember 1843 verstarb, und somit nach damaligem Brauch auch keinen Namen erhalten hat. Warum man mit dem Taufen so lange wartete, lässt sich nicht feststellen. Der Sohn wurde am 4. Dezember zu Grabe getragen. Als Todesursache werden im Kirchenbuch wiederum Krämpfe angegeben.
Die erste Tochter, Dorothea Wilhelmine Auguste, erblickte das Licht der Welt am 25. November 1844 und wurde am 8. Dezember des gleichen Jahres in Friedrichsdorf getauft. Sie verstarb nur 26 Tage später am 20. Dezember 1844 an Krämpfen. Die Beerdigung war Heiligabend auf dem Kirchhof in Friedrichsdorf.
Ihre Schwester Wilhelmine Dorothea Auguste wurde am 2. November 1845 geboren und am 9. November getauft. Auch sie starb kurz darauf, noch im gleichen Monat am 25. November 1845 und wurde am 29. November in Friedrichsdorf beerdigt. Die Todesursache für das kleine Mädchen war Schlagfluss. (Schlaganfall)
Ferdinand Carl Friedrich kam am 2. Oktober 1846 zur Welt. Die Taufe erhielt er am 9. Oktober. Über sein weiteres Leben ist bisher nichts bekannt.
Am 29. März 1848 wurde sein Bruder Johann Friedrich August geboren. Getauft hat man ihn am 2. April. Auch er verstarb wieder kurze Zeit später am 10. Juni 1848 in Brenkenhof am Schlagfluss. Seine Beisetzung war am 12. Juni.
Der fünfte Sohn, Herrmann August Gottfried, kam am 4. Juni 1849 auf die Welt. Er wurde am 20. Juni getauft, starb jedoch nur einen Monat später am 28. Juli. Als Todesursache wird hier Schwäche angegeben. Hermann wurde nur einen Tag später beerdigt. Vorher musste sich noch der Lehrer Meißner vom Tod des Säuglings überzeugen.
Maria Wilhelmine Dorothea wurde am 26. Januar 1851 geboren und am 9. Februar getauft. Erst Ende 2014 konnte ich durch einen Zufallsfund in den Berliner Standesamtsunterlagen diesen Zweig der Familie näher beleuchten. Maria ging mit ihrem Vater und der Stiefmutter nach Lohm, wo sie als Dienstmädchen eine Anstellung fand. Über eine Ehe ist nichts bekannt. Allerdings bekam sie am 19.
November 1870 eine uneheliche Tochter, die auf die Namen Anna Wilhelmine Maria getauft wurde.
Maria starb vor Mai 1896 möglicherweise in Lohm, denn beim Traueintrag ihrer Tochter wird sie als bereits verstorben und mit letztem Wohnort Lohm geführt. Bei der Durchsicht von Lohmer Standesamtsakten, die mittlerweile an das Landkreisarchiv Ostprignitz-Ruppin in Neuruppin abgegeben wurden, konnte ich jedoch keinen Sterbeeintrag finden. Das bedeutet entweder, dass Maria Wilhelmine nicht in Lohm oder aber vor der Einführung der Register 1874 dort starb. Anna Wilhelmine ging nach Berlin und heiratete dort am 16. Mai 1896 den Bahnarbeiter Karl Albert Gollnik.
Das Paar bekam mindestens zwei Töchter. Emma Anna Martha wurde am 24. September 1896 in Berlin geboren. Sie heiratete 1920 den Unterfeldwebel Hermann Zimmermann.
Die zweite Tochter, Frieda Else Marie, wurde 1897 ebenfalls in Berlin geboren.
Ein drittes Kind, wiederum eine Tochter, starb früh als Kleinkind mit 10 Monaten. Ella Else Marie wurde etwa im August 1900 geboren und starb am 1. Juni 1901 in der elterlichen Wohnung.
Anna Wilhelmine Gollnik, geborene Seyer, starb am ersten Weihnachtsfeiertag 1911 in Berlin. Ihr Mann Karl Gollnik trat 1920 noch als Trauzeuge bei der Heirat seiner Tochter in Erscheinung.
Das letzte Kind der Eheleute Seyer/Hoffmann, Minna Ida Maria, geboren am 6. Dezember 1852, wurde am 25. Dezember getauft. Sie verstarb im Folgejahr am 19. Mai 1853 am Schlagfluss. Man trug sie am 22. Mai zu Grabe.
Maria Elisabeth Hoffmann, die Mutter der neun Kinder, verstarb im Alter von 41 Jahren und 14 Tagen am 10. November 1855 an Entkräftung. Sie wird auf dem Dorffriedhof von Friedrichsdorf am 13. des gleichen Monats beigesetzt. Sie hinterließ nur einen minderjährigen Sohn und eine minderjährige Tochter.
Zweite Ehe des Johann Christian Friedrich Seyer
Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass Johann Christian Friedrich seine ihm gebliebenen Kinder versorgt wissen wollte. Aus diesem Grunde, und das war durchaus nicht ungewöhnlich, ging er nur sehr kurze Zeit später eine zweite Ehe ein. Dorothea Luise Seidenschnur und Johann Christian Friedrich Seyer heirateten am 4. April 1856 in Friedrichsdorf. Der Bräutigam wurde im Kirchenbuch als Einlieger und Maurer zu Koppenbrück bezeichnet.
Dorothea Luise Seidenschnur wurde am 24. Februar 1823 in Alt Koppenbrück geboren. Dort wurde sie auch am 8. März getauft. Die Eltern der Dorothea Seidenschnur waren Ernst Christian Sigismund Seidenschnur und Maria Dorothea Paschen. Ernst Seidenschnur wurde um 1774 geboren. Wo ist bisher unbekannt. Da er aber in den Kirchenbüchern zunächst als Kolonist bezeichnet wird, kann man sicher davon ausgehen, dass er erst später nach Koppenbrück gekommen ist. Später wird er dann als Holländer zu Koppenbrück in den Kirchenbüchern geführt. Der Begriff des Holländers stellt hier aber nicht die Herkunft dar, sondern beschreibt die Art und Weise, wie der Lebensunterhalt verdient wurde. Ein Holländerhof in den neuen Kolonien war ein Bauernhof, auf dem die Kolonisten nach Art der Holländer wirtschafteten. Das galt vor allem für die Butter und Käseherstellung. Die Holländer waren den Preußen in punkto Weide- und Viehwirtschaft damals ca. 50 Jahre voraus und galten als Vorbild. Ein Holländer erhielt damals ca. 50 Morgen Land, dazu Vieh und Ackergerät.
In der Regel wurde solch ein Hof in Erbverschreibung vergeben. So durften die Höfe innerhalb der ersten drei Generationen nicht verkauft werden. Der König band so seine Untertanen an den Ort der Ansiedlung. Die Holländer waren für die erste Zeit abgaben- und steuerfrei bzw. steuerbegünstigt, für drei Jahre vom Militärdienst befreit und mussten auch nur eine geringe Erbpacht zahlen.
Marie Dorothea Paschen wurde um 1787 geboren. Auch hier fehlt bisher ein Geburtsort. Möglicher Geburtsort könnte aber Sieversdorf sein, da dort der Name Paschen recht oft anzutreffen ist.
Wenn man vom Alter der Braut und vom Geburtsjahr des ersten Kindes ausgeht, kann man eine Heirat der beiden um 1803 annehmen, denn ein genaues Datum der Trauung und auch der Ort fehlen bisher.
Im Kirchenbuch des evangelischen Pfarramtes Neustadt/Dosse, zu dem Koppenbrück gehörte, lassen sich insgesamt sieben Kinder des Ehepaares Seidenschnur/ Paschen finden. Die Geburten der Kinder lagen zwischen 1806 und 1825. Bemerkenswert ist hier, dass keines der Kinder in jungen Jahren verstorben ist. Für die damalige Zeit und die Lebensumstände doch eher ungewöhnlich.
Ernst Seidenschnur starb als Altsitzer am 17. Dezember 1847 im Alter von 73 Jahren in Koppenbrück. Er wurde am 21. des gleichen Monats auch dort beigesetzt.
Seine Frau starb knapp zehn Jahre später am 11. Januar 1858. Auch sie wurde drei Tage später in Koppenbrück beerdigt.
Johann Christian Friedrich Seyer und seine Frau Dorothea bekommen noch mindestens ein gemeinsames Kind. Die junge Familie bekommt männlichen Zuwachs. Hermann Friedrich Franz Hasso erblickte am 24. August 1857 in Brenkenhof das Licht der Welt und wurde am 13. September 1857, wie seine Halbgeschwister vor ihm, im Nachbarort Friedrichsdorf getauft. Irgendwann nach der Geburt des Sohnes muss die kleine Familie in das nicht weit entfernte Dörfchen Lohm/Mark gezogen sein. Wann genau lässt sich wohl nicht feststellen. Möglich wäre sogar, dass weitere Kinder des Ehepaar Seyer/Seidenschnur noch in Lohm geboren wurden, wenn der Umzug kurz nach der Geburt des Sohnes Hermann Hasso erfolgte. Kirchenbücher für Lohm weisen gerade in diesem Zeitraum eine große Lücke auf. Auch wann Johann Christian Friedrich Seyer genau starb, ist unklar. Ein Sterbezeitraum lässt sich aber insoweit eingrenzen, dass er bei der Heirat seines Sohnes im Jahr 1880 schon verstorben war. Relativ sicher ist aber der Sterbeort. In der Sterbeurkunde seiner Frau ist als Todesort für den Ehemann, Lohm in der Mark angegeben. Bedauerlicherweise klafft in den Kirchenbüchern von Lohm gerade für den möglichen Sterbezeitraum eine beträchtliche Lücke. So wird man diesen Sterbefall auch dort nicht mehr rekapitulieren können. Bei einem Besuch im Kreisarchiv Neuruppin im Sommer 2015 konnte ich die Standesamtsunterlagen von Lohm selbst durchsehen. Ich konnte keinen Hinweis auf den Tod unseres Ahns finden. Er ist entweder nicht in Lohm verstorben oder er starb vor Beginn der Standesamtsaufzeichnungen im Jahr 1874.
Dorothea Seidenschnur starb am 6. September 1892 morgens um halb zehn in Havelberg. Sie lebte zu dieser Zeit bei ihrem Sohn in der Viktoriastraße 7. Er ist es auch, der ihren Tod beim Standesamt zur Anzeige brachte. Die mir vorliegende Sterbeurkunde enthält eine Unterschrift von Hasso Seyer. Dorothea wurde drei Tage später in Havelberg beerdigt.