Christian Joachim Seyer

Christian Joachim – Soldat und Tagelöhner

Geburt Christian Seyer Abbendorf, Quelle: Kirchenbuch Abbendorf, Kopie aus dem ELAB

Christian (Joachim) wird am 16.Juni des Jahres 1734 in Abbendorf geboren. Bei seiner Taufe am 20. Juni stellt man ihm fünf Paten zur Seite.
Im Kirchenbuch von Abbendorf ist im Taufeintrag jedoch nur der Name Christian verzeichnet. Es ist möglich, dass er den zweiten Namen Joachim erst später ergänzend als Vatersname dazu bekommen hat. Möglicherweise hat der Pfarrer den Namen beim Eintragen ins Kirchenbuch auch einfach nur vergessen.

Das Aufgebot seines Sohnes ist hinweisgebend auf eine spätere Tätigkeit meines Vorfahren. Es wird dort erwähnt, dass Christian Joachim Seyer früher beim preußischen Kürassierregiment Gens d´armes gedient hat. Christian Seyer könnte für dieses Regiment um das Jahr 1748, im Alter von 15-16 Jahren, gemustert worden sein. Dieses Verfahren nannte man Enrollierung – Einschreibung für einen künftigen Dienst in eine Stammrolle.

Adolph von Menzel (1815-1905), Kürassier vom Regiment Gensdarmes, Wikipedia dort als gemeinfrei gekennzeichnet

Unterlagen oder Akten über das Regiment gibt es leider nicht mehr. Sie lagerten mutmaßlich im Preußischen Heeresarchiv in Potsdam und fielen dort einem Bombenangriff am Ende des II. Weltkrieges zum Opfer. Alle gemusterten künftigen Rekruten erhielten von dem für sie vorgesehenen Regiment einen Laufpass und durften dessen Hutbüschel, mehr oder weniger stolz, als Kennzeichen tragen. Wenn man sich etwas näher mit der Tradition und den Gepflogenheiten der Preußischen Armee beschäftigt, kann man daraus durchaus manche Schlüsse auf die einzelnen Personen ziehen. Die Einstellung zum Regiment regelte sich später nach der erreichten Körpergröße und der weiteren körperlichen Entwicklung. Die Kavallerie verpflichtete keinen Mann unter fünf Fuß + sechs Zoll. Dass würde einer Körpergröße von etwa 1,73 m entsprechen. Für die damaligen Lebensverhältnisse durchaus größer als die männliche Durchschnittsbevölkerung. Da mein Ahn später Reiter wurde, kann ich auch davon ausgehen, dass er eine großgewachsene Statur hatte. Bevor der Soldat Reiter werden konnte, musste er erst im Fußdienst gedrillt werden. Diesem Drill unterlag er für ungefähr zwei Jahre. Laut königlicher Anordnung musste man erst das Mindestalter von dreißig Jahren erreicht haben, um in der Kavallerie reiten zu können. Christian Joachim könnte, wenn man die zwei Jahre Fußdienst als Grundausbildung mit einrechnet, seit 1760 Soldat gewesen sein. Soldat war man damals auf Lebenszeit oder bis zur Dienstuntauglichkeit, sei es durch Verwundung, Krankheit oder Alter.
Meistens war der Soldat aber nur einige Monate des Jahres bei der Truppe. Den Rest des Jahres verbrachte er oft in der Heimat, sei es um die Felder zu bestellen oder das Vieh zu pflegen.

Christian Joachim wird den Siebenjährigen Krieg, der 1756 begann, noch kämpfend bei seinem Regiment miterlebt haben, denn auch das Regiment Gens d´armes war an zahlreichen Auseinandersetzungen beteiligt. So schlug sich das Regiment am 25. September 1759 in einem Gefecht bei Hoyerswerda. Am 15. August 1760 kam es zur Schlacht bei Liegnitz und am 3. November des gleichen Jahres auch noch zur Schlacht bei Torgau.
Im Jahr 1762 kämpfte das Regiment Gens d´armes bei Reichenbach in der Preußischen Armee. Beim Sterbeeintrag im Kirchenbuch von Vehlgast wird mein Ahn Christian Joachim als Invalide bezeichnet. Er könnte folglich in einer der letzten Schlachten des Siebenjährigen Krieges verwundet worden sein und wurde anschließend sicher als militäruntauglich aus der preußischen Kavallerie entlassen. Für invalide Soldaten gab es, damit sie im Zivilleben nicht mittellos dastehen sollten, oft sogar eine Art Invalidenrente.