Berlin Gesundbrunnen

St. Petrus – Berlin Gesundbrunnen

Am 16. Dezember 1906 wurde der Grundstein für die Kirche St. Petrus in Berlin-Gesundbrunnen gelegt. Konsekriert wurde das Gotteshaus jedoch erst im Jahr 1934.

In diese Zeit fällt auch die Renovierung der Kirchenwand und die Umgestaltung des Kirchhofes der Gemeinde. Ein Baum, der seit Jahrzehnten auf dem Hof stand, wurde gefällt und bot dadurch Raum für eine Umgestaltung des Hofes. Der Pfarrer plante „in der Mitte des Hofes eine Madonna, die vom Himmel in die Großstadt hineinschauend, ihren Mantel ausbreitet, um den Menschen Schutz zu bieten.“ Die Ausführung dieser Idee scheint für die Gemeinde schwierig zu sein und so nimmt man Kontakt zu Josef Dorls auf, der sich der Idee mit „Liebe und Hingabe“ widmet.[1] Finanziert wurde die Arbeit aus Spenden und Ersparnissen der Gemeinde.

Die Ausführung der Arbeit wird in einem Zeitungsartikel wortstark beschrieben: „Maria, die gütige Mutter, kommt vom Himmel herab. Kommt in den Berliner Norden. Geht suchend durch die Großstadtstraßen, durch die Hinterhöfe, daß sie ihre Kinder, gefährdete Großstadtkinder, unter ihrem Mantel, den sie schutzverheißend ausbreitet, bergen könne.[2] Der Autor des Artikels findet die Figur „sehr fein geglückt“.

Bild aus der KIrchenchronik; Quelle: Pfarrarchiv St. Petrus

Die Madonnenstatue ist aus leicht getöntem weißen Kunststein gefertigt, was die weichen Konturen und Nuancen der Arbeit betont.

Der Verfasser des Artikels scheint besonders von der Art und Weise der Ausarbeitung des Mantels beeindruckt. „Das suchende Schreiten ist im leicht bewegten Faltenwurf der Rechten angedeutet. Die hilfreichen milden Mutterhände heben den Bergung versprechenden Mantel nicht weit und breit, ganz wenig nur, es ist keine rufende, ist eine suchende Hilfebringerin, die Verständnis hat vor allem für jene Not, die einsam getragen wird, die sich den Augen der Welt zu verbergen trachtet.

Durch diese fein ausgedachte Mantelhaltung wird zugleich eine unkünstlerische, leere Fläche vermieden. Andere Schöpfer von Mantelmadonnen haben diesen Zweck bekanntlich dadurch erreicht, daß sie Kindergestalten unter den Mantel stellten. Das wollte man hier nicht, man wollte vielmehr die himmlische Mutter der Barmherzigkeit im Augenblick des Beginnes ihres Suchens darstellen.“ [3]

Auch das Gesicht und die Ausstrahlung der Gottesmutter fanden eingehende Betrachtung. Möglicherweise schrieb der Autor den Artikel auch schon unter dem Eindruck des heraufziehenden Terrors der Nationalsozialisten. „Besonders schön ist der Kopf der Gottesmutter. Ein Antlitz voll Milde und Güte. Diese Madonna kennt die Nöte dieser Welt und will sie lindern, kennt die Schwächen der Menschheit, ist aber voller Erbarmung. Herb und jungfräulich, mütterlich und gut. Eine Madonna, an der man nicht vorbeigehen kann, ohne ein „Ave“ oder „Unter deinen Schutz und Schirm“ zu beten.“ [4]

 

Der Theologe und Dichter Ernst Thrasolt schrieb zur Weihe der Madonna folgendes Gedicht.[5]

Und die heilige Muttergottes bei Sankt Petrus spricht:
Seht hier eure Mutter – Kennt ihr mich nicht?
Sagt es allen, sagt es Greis und Kind,
Sagt es allen, die ohne Mut(ter) und ohne Liebe sind,
Daß ich hier steh`. -Hier will ich nun steh`n
Und steh`n, und will hören, wie sie draußen vorüber geh`n
Und will harren, bis sie kommen. –
Zweitausend Jahre hab ich unter meinen Mantel genommen
Mit all ihrer Last und all ihrem Leid.
Nun steh ich hier und breite ihn weit Aus.
Sagt es von Mensch zu Mensch, von Haus zu Haus
Und kommt, kommt alle. Ich kenne alle eure Not,
Um Dach und Brand, um Kleid und Brot
Und um eure Kinder
Und um eure Seele, eure arme –
Ich bin eure Mutter, daß mein Herz sich erbarme
Ueber alle eure Not
Und eure letzte Not um einen guten Tod.
Kommt auch ihr, die ihr einst mich Mutter genannt
Und so lang den Weg zu mir nicht mehr gekannt:
Kommt ihr nicht zu mir: wie meinem Kinde
Einst, geh ich euch nach, bis ich euch wieder finde.
Kommt alle, ich schlag meinen Mantel um euch
Bis in meines Sohnes Reich!

Josef Dorls fertigte von der Madonna Miniaturen aus Terrakotta an, die anschließend in Velten gebrannt wurden. Das sollte den Gemeindemitgliedern die Möglichkeit bieten, sich ihre neue Madonna in die eigenen Wohnungen zu holen.[6]

Die Enthüllung und Weihe der neu geschaffenen Figur fand am 7.Oktober 1934 statt. Die Figur der Schutzmantelmadonna ist bis heute erhalten.


 

 

 

 

 

 

 


[1] Vgl. Kirchenchronik St. Petrus, Seite 172
[2] Märkische Volkszeitung, 19.Januar 1934, Kopie aus dem Diözesanarchiv Berlin
[3] Ebda.
[4] Ebda.
[5] Vgl. Kirchenchronik St. Petrus, Seite 173
[6] Vgl. Kirchenchronik St. Petrus, Seite 173