Otto Seyer

Otto – Maler und Seltersfabrikant

Familienbild 30er Jahre, links stehend Hermann Seyer, mittig stehend Otto Seyer Quelle: Familienarchiv

Otto Hermann Adolf Seyer wurde am 23.  April 1882 um 14.00 Uhr in der elterlichen Wohnung in Lohm geboren. Die Geburt wird vom Vater am 30. April beim Standesamt Lohm angezeigt. Ein Taufdatum ist nicht bekannt, da die Kirchenbücher von Lohm für die betreffende Zeit als Verlust angegeben sind.
Kurz nach seiner Geburt verzog die Familie nach Havelberg.

Otto erlernte den Beruf des Malers.
Etwa um die Jahrhundertwende verschlug es ihn nach Bremen oder in die Nähe der Stadt. Anhaltspunkte dafür finden sich in den Musterungsunterlagen der Stadt, in denen Otto für das Jahr 1902 aufgeführt ist. Zum Zeitpunkt der Musterung hatte Otto eine Größe von 1.74 m und wog 62 kg. In den Nebenbemerkungen findet sich der Vermerk, dass Otto Anfang März 1903 nach Syke überwiesen wurde.

Sicher ist auch, dass er nach seiner Ausbildung in Syke im Jahr 1909 Malermeister wurde. Sein Meisterbrief ist erhalten und hängt in einer Garage in Ahlbeck. Wörtlich heißt es dort: „Meister Brief; Herr Otto Seyer, geboren am 23.ten April 82 zu Lohm hat die Meisterprüfung für das Handwerk der Maler bestanden und dadurch die Befähigung zu dessen selbständigen Betriebe nachgewiesen sowie das Recht zur Führung des Meistertitels in Verbindung mit dem Handwerk der Maler erworben. Zu Urkund dessen wird ihm dieser Meisterbrief erteilt. Syke den 14.April 1909 für das Handwerk der Maler……“

Nebenbei malte Otto auch Landschaftsbilder.
In Syke heiratete Otto das erste Mal. Am 13. Juli 1907 gab er seiner Braut Anna Elisabeth Denker das Jawort.
Anna Elisabeth Denker wurde am 5. April 1887 als Tochter des Brunnenmachers Heinrich Denker und seiner Frau Anna Zabelmann in Syke geboren. Getauft wurde Anna am 29. Mai des gleichen Jahres in Syke.

Am 6. November 1907 wurde dem frisch vermählten Paar ein Sohn geboren. Heinrich Friedrich.
Doch bereits am 23. Februar 1916 wurde das Familienglück jäh beendet. Anna Elisabeth Denker starb in Syke.

Otto Seyer ging wenige Jahre später, etwa Anfang der zwanziger Jahre, nach Berlin. Das bestätigen die historischen Adressbücher der Stadt Berlin. Der erste Eintrag findet sich 1922. Er betrieb in den zwanziger Jahren das Ausflugshotel „Zur Palme“ in Schmöckwitz. In der Palme trafen sich die Berliner beim Sonntagsausflug zum Kaffee. Den konnte man sogar selbst von zu Hause mitbringen, musste sich nur kochendes Wasser bestellen. Des Öfteren waren auch die Geschwister von Otto dort zu Besuch. Und die Neffen und Nichten, so sie denn schon alt genug waren, halfen beim Ausschenken und Bedienen.

Eine Ahnenforscherin, mit der ich regen Gedankenaustausch unterhalte und die beruflich viel in Standesamtsunterlagen sucht, konnte Anfang 2013 den Heiratseintrag eines Otto Seyer im Schmöckwitzer Standesamtsregister ausfindig machen. Nach Abgleich der Personendaten stand eindeutig fest, dass es sich bei dem Eintrag um eine weitere, bisher unbekannte, Trauung Ottos handeln musste. Der Gastwirt Otto Hermann Adolf Seyer, wohnhaft in der Berliner Straße 14 in Berlin Schmöckwitz, ehelichte am 22. April 1922 die geschiedene Geschäftsführerehefrau Agnes Ella Heile. Agnes Heile war eine gebürtige Vogt und wurde am 15. August 1891 in Oldenburg / Niedrsachsen geboren.
Die Ehe mit Agnes hielt gerade einmal vier Jahre. Bereits am 6. Juli 1926 wird die Ehe durch das Landgericht Stettin wieder geschieden. Agnes heiratete 1928 noch ein drittes Mal. Sie starb 1953 in Bremen.

Haus Seyer 30er Jahre, Quelle: Familienarchiv

Ende der zwanziger Jahre ging Otto nach Ahlbeck auf die Insel Usedom. Er kaufte dort ein Haus in der Schulstraße (10)11 und nannte es „Haus Seyer“. Das Haus, welches auch heute noch steht, wurde um 1898 gebaut. Darauf deuten Zeitungsfunde in den Fensterlaibungen hin, die man bei einer Modernisierung gefunden hat.
Früher, vor Ottos Zeit in Ahlbeck, wurde auf dem Hof des Hauses Bier gebraut.
Otto errichtete auf dem Hof eine Selters- und Brausefabrik und wurde so zum erfolgreichen Getränkehersteller. Die Schulkinder des Ortes dankten es ihm, lag doch das Schulgebäude auf dem Nachbargrundstück. In der Pause konnten die Kinder für ein paar Pfennige ihren Durst stillen.
Im Herbst lagerte auf dem ganzen Hof Obst, denn zur Erntezeit betrieb Otto auch noch eine Mosterei im Keller und stellte eigenen Obstwein her. Auf den Etiketten der Flaschen war zu lesen: „Insel-Mosterei Otto Seyer und Sohn, Ahlbeck Seebad, Fernsprecher 172“

Ottos Sohn Heinrich erlernte später auch den Beruf des Süßmosters. Der eigene Betrieb existierte bis Anfang der 60er Jahre. Dann enteignete man Heinrich kurzer Hand, wie es vielen Geschäftsinhabern in dieser Zeit ging. Im „Haus Seyer“ produzierte man bis etwa 1966 Limonade und Selters für das staatliche Getränkekombinat.

In einer Nebenbemerkung beim Geburtseintrag Ottos im Standesamtsregister von Lohm findet sich der Hinweis auf eine dritte geschlossene Ehe. Dieser Heiratseintrag liegt mir inzwischen vor.Otto Seyer heiratete am 5. Oktober 1927 Ella Margarethe Voss in Berlin-Neukölln (476/1927). Die Ehefrau wurde am 14. Juli 1889 in Podstolitz im Kreis Kolmar-Posen geboren. Als Trauzeugen traten sein Bruder, der Kaufmann Fritz Seyer und der Friseur Waldemar Voss auf.

Bei der Recherche nach familiären Gemeinsamkeiten der Eheleute und Taufzeugen bin ich auf einige interessante Dinge gestoßen.
Die Schwiegermutter des Friseur Voss war eine geborene Seyer. Martha Emilie Auguste Seyer, so der Name der Schwiegermutter, wurde 1865 in Rixdorf geboren. Ihr Vater, Wilhelm Rudolf Seyer war Schankwirt in Berlin-Rixdorf. Er starb 1910 in Berlin. Interessant ist, dass Wilhelm Rudolf Seyer etwa 1834 in Tilsit geboren wurde und Tilsit liegt bekanntlich in Ostpreußen. Gibt es eine Verbindung unserer Familie nach Ostpreußen? Oder ist es purer Zufall, dass es sich bei der Schwiegermutter um eine Seyer handelt? Dieser Frage muss weiter nachgegangen werden.
Aus der dritten Ehe Ottos ging noch eine Tochter hervor. Gerda Seyer wurde am 13. Februar 1930 in Eberswalde geboren. (StA Eberswalde 63/1930).
Sie war drei Mal verheiratet, hatte selbst aber keine eigenen Kinder. Gerda starb 1999.

Foto: Norbert Seyer 2007

Ihr Halbbruder Heinrich heiratete am 9. Oktober 1937 Erna Emilie Pauline Handke in Ahlbeck.
Anna Emilie wurde am 22. August 1912 als Tochter des Postschaffners Gustav Adolf Handke und seiner Frau Martha Emile Haschen in Stettin geboren.
Heinrich Seyer starb am 22. März 1969 in Ahlbeck. Seine Frau Erna Emilie am 10. Oktober 1993.
Otto Seyer betrieb neben seiner Getränkefabrik auch noch eine Geflügelfarm. So hielt er anfangs bis zu 1.000 Hühner, Enten und Gänse in der Nähe von Ahlbeck. Nachdem die Geflügelpest aber auf der Insel wütete, schaffte er seine Tiere ab.
Otto Seyer starb am 29. Juli 1955 in Ahlbeck. Er wurde auf dem dortigen Friedhof beigesetzt.
Die Grabstelle existierte im Sommer 2007 noch.