Familienlinie Mann

Die Ahnenlinie meiner Großmutter mütterlicherseits

Meine Großmutter Gerda Marie Johanna war eine geborene Mann. Ihr Vater Walter hat in den dreißiger Jahren zum Zweck des Nachweises arischer Abstammung intensiv Ahnenforschung betrieben. Seine Recherchen und die erhalten gebliebenen Dokumente waren der Einstieg in meine eigene Familienforschung. Die Linie Mann soll im Folgenden näher dargestellt werden.

Der Familienname Mann kommt heute in Deutschland sehr häufig vor. Es handelt sich um einen Über- oder Standesnamen, der früher einen besonders tapferen Kriegsmann, einen Dienstmann oder einen Lehensmann bezeichnete.

Johann Gottlieb Mann

Taufe Benjamin Gotthelf Mann in Oberlichtenenau, Quelle: Familienarchiv

Ältester bekannter Vorfahre meiner Ahnenlinie Mann ist Johann Gottlieb Mann. Er war von Beruf Tischlermeister und hatte den Stand eines Freihäuslers.
Er war verheiratet mit Maria Dorothea Maher. Die Eheleute waren evangelisch. Vor 1799 wurde dem Ehepaar ein Sohn geboren, dessen Name jedoch nicht bekannt ist.

Im Jahr 1799 wurde ihnen in Oberlichtenau, Regierungsbezirk Liegnitz, ein zweiter Sohn geboren. Oberlichtenau gehörte in dieser Zeit zur Oberlausitz, wurde aber nach 1815 der preußischen Provinz Schlesien angegliedert. Geht man davon aus, dass die Eheleute mit etwa zwanzig Jahren geheiratet haben, ist eine Geburt der Eheleute vor 1779 wahrscheinlich. Ob es weitere Kinder gab, muss noch erforscht werden. Die Kirchenbücher von Oberlichtenau, so es denn noch welche geben sollte, sind meines Wissens nach noch nicht online verfügbar.
Weitere Lebensdaten zum Ehepaar Mann/Maher sind bisher nicht bekannt.

Benjamin Gotthelf Mann

Benjamin Gotthelf Mann wurde am 21. Februar 1799 im zur Oberlausitz gehörenden Oberlichtenau geboren und am 24. Februar in der evangelischen Kirche des Ortes getauft. (KB Nr.9/1799)

Trauschein Mann-Arndt, Quelle: Familienarchiv

Am 27. Juli 1824 heiratete er im schlesischen Hennersdorf bei Görlitz die Jungfrau Juliane Wilhelmine Arndt, einzige Tochter des verstorbenen Erbmüllers in Hennersdorf Christian Gottlieb Arndt und seiner Ehefrau Johanna Christiane Volker. (KB Nr. 5/1824) In der mir vorliegenden Kirchenbuchabschrift lautet der Vorname des Bräutigams allerdings Benjamin Gottlieb Mann.

Benjamin war zu dieser Zeit Unteroffizier und Bataillonsschreiber im 1. Bataillon -Landwehr-Bataillon Görlitz- des Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 6, das der 9. Division des V. Armee-Korps unterstellt war.
Seine Braut wurde am 21. September 1799 in Hennersdorf bei Görlitz geboren und am 24. September 1799 in der evangelischen Kirche von Hennersdorf getauft. (KB Nr. 13/1799) Sie hatte mindestens zwei Brüder.

Benjamin Mann hatte mit seiner Frau mindestens sieben Kinder. Wahrscheinlich lebte das Ehepaar nach der Hochzeit zunächst noch einige Jahre in Görlitz. Dort wurde, lt. Schlesischer Provinzialnachrichten (Band 90 – 1829, Seite 188) ein Sohn geboren, der im Juli 1829 die Namen Paul Gustav erhielt. Laut Görlitzer Anzeiger (Nr. 34 – 20. August 1829) war Benjamin zu diesem Zeitpunkt bereits befördert und hatte den Rang eines Königlichen Bezirksfeldwebels.  Am 19. Juni 1827 wurde ein zweiter Sohn geboren, der Friedrich Eduard Robert hieß. Ein dritter Sohn, Paul Gustav,  wurde im Juli 1829 ebenfalls noch in Görlitz geboren.

Anfang der dreißiger Jahre beendete Benjamin wohl seine aktive Dienstzeit. Höhere Dienstgrade erhielten häufig eine Anstellung in einer staatlichen Behörde. Fest steht, dass er Anfang der 1830er Jahre eine Stelle als Sekretär beim Landrat des Kreises in der schlesischen Stadt Sagan annahm. Mindestens drei Kinder wurden hier geboren. Im Jahr 1833 wird Benjamin Gotthelf bei der Geburt seines Sohnes Carl Alexander als „Landräthlicher Secreteer“ bezeichnet. Ein Jahr später, bei der Geburt seiner Tochter trägt er den Titel „Interimistischer Kreis Secreteer“.  Am 22. Januar 1837 wird in Sagan wieder eine Tochter geboren und am 31. Januar auf die Namen Auguste Bertha Antonie getauft. Die Geburt ist auch in den Schlesischen Provinzialnachrichten vermerkt. (Band 105, Seite 184)  Im Kirchenbuch von Sagan findet sich jetzt der Hinweis, dass Benjamin Privatsekretär ist. Von 1831 bis 1840 lassen sich, außer den drei genannten, keine weiteren Kinder im Taufbuch von Sagan nachweisen.

Totenschein Benjamin Gotthelf Mann, Quelle: Familienarchiv

Später verzog das Ehepaar wieder nach Görlitz. Möglicherweise nahm Benjamin auch hier eine Stelle als Schreiber an. Das könnte die Bezeichnung “Concipient” in seinem Sterbeeintrag erklären. Ein Concipient war mit dem Aufsetzen rechtlicher Schreiben für andere Personen betraut. Im Jahr 1850 wohnte das Ehepaar Mann in der Wurstgasse (heute Sporergasse). Benjamin Gotthelf wird im Adressbuch als Privatsekretär bezeichnet. Zwei Jahre später wohnte die Familie im “Karpfengrund”. Beide Wohnadressen befinden sich unweit der Kirche St. Peter und Paul.

Nach Angabe des Totenbuches der evangelischen St. Peter und Paul Kirche zu Görlitz starb Benjamin Gotthelf Mann, Concipient, Feldwebel und Rechnungsführer a.D. allhier, am 6. Oktober 1853 an Auszehrung im Alter von 54 Jahren, 7 Monaten und 15 Tagen. Er hinterließ die Witwe, vier majorenne, also volljährige und drei minorenne Kinder. (KB Nr. 414/1853) Als volljährig galt man in Preußen in der Regel mit der Vollendung des 21. Lebensjahres, so dass man davon ausgehen kann, dass die zwischen 1833 und 1837 geborenen Kinder, die hier aufgeführten drei minorennen Kinder sind.

Die verwitwete Konzipient Marie Wilhelmine Mann geb. Arndt wohnte kurz vor ihrem Tod (1864)  immer noch im “Karpfengrund”
Sie starb am 22. Juli 1865 in Görlitz und hinterließ bei ihrem Tod sechs majorenne Kinder und zwei minorenne Enkelkinder. Ihr Alter wird im Kirchenbuch mit 65 Jahren, 10 Monaten und 1 Tag angegeben. (KB Nr. 556/1865)

Marie Wilhelmine Kunigunde Mann

Abschrift Kirchenbuch Sagan – Taufe Marie Cunigunde Mann, Quelle: Familienarchiv

Am 29. September 1834 wurde dem interimistischem Kreis Sekretär Benjamin Gotthelf Mann von seiner Ehefrau im schlesischen Sagan eine Tochter geboren, die am 12. Oktober 1834 in der evangelischen Kirche von Sagan auf die Namen Marie Wilhelmine Kunigunde getauft wurde.

Marie arbeitete als Schneiderin und war zeitlebens nicht verheiratet. Sie bekam aber 1865 in Görlitz einen unehelichen Sohn. Die Vaterschaft ließ sich auf Nachfrage ihres späteren Enkels auch in den Gerichtsakten nicht mehr feststellen. Im Jahr 1872 wohnte Marie in der “Lunitz 19” in Görlitz.

Marie starb am 8. Oktober 1873 im Alter von 39 Jahren und neun Tagen an einem Herzschlag in Görlitz. (KB 794/1873) Der Tod wurde im Kirchenbuch von St. Peter und Paul beurkundet. Zu wem der erst achtjährige Sohn nach dem Tod der Mutter kam, ist noch unklar.

Paul Max Julius Mann

Taufbescheinigung Paul Mann, Quelle: Familienarchiv

Paul Max Julius wurde am 12. Mai 1865 als uneheliches Kind seiner Mutter in Görlitz geboren und in der evangelischen Kirche St. Peter und Paul am 21. Mai getauft. Nach bisherigen Erkenntnissen war er das einzige Kind seiner Mutter.
Wer den Jungen nach dem frühen Tod der Mutter im Jahr 1873 aufzog, ist bisher unklar.

Paul erlernte den Beruf des Tischlers und zog irgendwann nach Berlin. 1890, dem Jahr seiner Hochzeit, lebte er in der Großen Frankfurter Straße 16 bzw. in der Fruchtstraße 68. Am 29. September 1890 heiratete er in Berlin die in Tullen/Ostpreußen geborene Marie Johanna Diekmann. (StA VII/b 736/1890).

Am 11. April 1891 wurde ein Sohn geboren und Walter Max Karl genannt. Walter war mein Urgroßvater.
Am 22. August 1892 wurden in der Königsberger Straße 26/27 zwei Mädchen geboren, die aber noch am gleichen Tag verstarben. Die Namen der Zwillinge waren Johanna und Katharina.
Am 3. September 1894 wurde dem Ehepaar wieder eine Tochter geboren und Else Johanna genannt. Die Familie wohnte zu dieser Zeit in der Königsberger Straße 26/27 (StA VII/b 2162/1894)
Am 20. März 1896 wurde wieder eine Tochter geboren und Frieda Emma genannt. Zum Zeitpunkt der Geburt wohnte die Familie in der Friedrichstraße 39 in Berlin-Johannisthal.
Am 17. April 1898 wurde in Johannisthal wieder ein Sohn geboren und Fritz genannt. Der Junge starb nur fünf Monate später, am 20. September, in Johannisthal.

Ehepaar Mann 1933, Quelle: Familienarchiv

Nach der Jahrhundertwende führte Paul Mann ein eigenes Geschäft und verlegte Anfang 1906 den Lebensmittelpunkt der Familie nach Freienwalde/Oder. Im Adressbuch von 1913 findet er sich jedoch schon nicht mehr verzeichnet.
Um 1920 hatte Paul Mann ein Geschäft in Lübben. In einigen Schriftstücken wird er als Kaufmann oder Geschäftsführer bezeichnet. Bei der Hochzeit seiner Tochter Frieda 1922 in Lübben wird als Wohnort Marienburg, Gerbergasse 9 angegeben.

Die Familie zog in den Folgejahren irgendwann nach Königs Wusterhausen. Laut einer Aktennotiz in der Personalakte von Walter Mann, war Paul Mann jahrelang bei den Stadtwerken KW beschäftigt.

Paul Mann starb als Rentner am 31. Januar 1938 im Kreiskrankenhaus Königs Wusterhausen. (StA KW 33/1938) Wohnadresse war die Köpenicker Straße 2 in Königs Wusterhausen. Er wurde in Königs Wusterhausen begraben.
Marie Johanna, seine Ehefrau, starb am 8. Februar 1949 im Zernsdorfer Krankenhaus. (StA Zernsdorf 14/1949) an Herzversagen. Die Verstorbene wurde eingeäschert und in Königs Wusterhausen beerdigt.

Walter Max Karl Mann

Walter Max Karl Mann wurde am 11. April 1891 in Berlin geboren. Von 1897 bis 1901 besuchte er die Gesamtschule in Berlin Johannisthal. Danach wechselte er auf die XI. Realschule Berlin, die er 1905 verließ. Anschließend arbeitete er im Geschäft des Vaters mit.

Walter Mann um 1905, Quelle: Familienarchiv

Anfang 1906 verzog die Familie nach Freienwalde/Oder. Dort trat Walter in den Männerturnverein ein. Ende März 1906 begann er ein Lehre beim Rechtsanwalt L. Becker in Freienwalde. Von Mitte April des Jahres 1909 bis Ende Oktober 1910 war er als Verwaltungsgehilfe im Landratsamt Oberbarnim tätig.
Mitte Oktober 1910 meldete er sich als Freiwilliger in das Feldartillerie-Regiment 18, wurde jedoch zwei Wochen später als wehruntauglich entlassen. Danach war er bis Ende März 1912 als Verwaltungsgehilfe der Stadt Freienwalde tätig.
Am 1. April 1912 nahm er eine Tätigkeit als Verwaltungsgehilfe in der Gemeinde Berlin-Strahlau auf, die er bis Ende 1913 ausübte. Danach verschlug es ihn an die Ostsee. Bis zum 31. Oktober 1914 führte er im Ostseebad Ahlbeck das Einwohnermeldeamt und das Büro für Steuerangelegenheiten.

Ab dem 1. November 1914 war er beim Kaiserlichen Heer einberufen, der erste Weltkrieg hatte begonnen. Zunächst war er etwa 2 ½ Jahre als Kompanieschreiber beim II. Ersatz-Grenadier-Regiment 9 in Stargard/Pommern eingesetzt. Danach machte er eine zweimonatige Ausbildung an der Sanitätsschule in Stettin und war anschließend Lagerinspekteur im Reservelazarett II in Stettin. Als Sanitäts- und Küchenunteroffizier war er u.a. im Reservefeldlazarett 16 und 2. Train-Bataillon eingesetzt. Von Mitte September 1918 bis Mitte Oktober nahm er an den Schlachten zwischen Cambrai und Saint Quentin teil.

Nach Ende des Krieges war er zunächst wieder als Steuerassistent in Freienwalde tätig, bevor er seinen Dienst als verbeamteter Steuersekretär in Königs Wusterhausen antrat.

Frieda Reschke und Walter Mann 1916, Quelle: Familienarchiv

Am 25. Oktober 1919 heiratete er in Freienwalde Frida Anna Ida Reschke, die am 22. März 1891 in Berlin geboren wurde. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Gerda, meine Großmutter, wurde am 10. August 1920 in Königs Wusterhausen geboren. Ilse kam am 12. September 1921 zur Welt.
Walter Mann war immer sportbegeistert gewesen. Am 1. Januar 1922 trat er in den Ruder-Club Königs Wusterhausen ein, den er später als Vereinsvorsitzender auch führen sollte.

Ende September 1923 konnte Walter für sich und seine Familie ein Haus in der damaligen Friedrichstraße 9 in Königs Wusterhausen erwerben. Am 1. Oktober desselben Jahres wurde er zum Steuerobersekretär und zum Gemeindebeamten auf Lebenszeit ernannt. Fünf Jahre später erhielt er die Amtsbezeichnung Steuerinspektor.
Aus einer im Stadtarchiv Königs Wusterhausen erhaltenen Personalakte geht hervor, dass es gegen Walter Mann während seiner Dienstzeit einige Verfahren, u.a. wegen des Verdachts der Bestechlichkeit, gab. In den allermeisten Fällen wurde er freigesprochen, kleinere Geldstrafen musste er jedoch zahlen.

Familie Mann etwa 1923, Quelle: Familienarchiv

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 übernahm auch Walter Mann, später ein überzeugter Nationalsozialist, Ämter und Aufgaben in den zahlreichen Organisationen. Beispielsweise trat er in den Reichsluftschutzbund oder in die NS-Volkswohlfahrt ein. Seit Januar 1937 war er Mitglied im Führungsstab des Kreises Südmark Gau III als Kreisfachwart für Rudern. Zahlreiche Ämter führte er ehrenamtlich aus. Diese Nebentätigkeiten waren offenbar so zahlreich und zeitraubend, dass ihn der Bürgermeister bitten musste, diese einzuschränken.
Seit dem 1. Mai 1937 war er Mitglied in der NSDAP, ab 1938 auch Kassenleiter der Ortsgruppe. Für seine Arbeit als politischer Leiter der NSDAP wurde ihm am 30. Januar 1944 das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse verliehen.
Im Oktober 1943 begannen die Musterungen der Jahrgänge 1889 bis 1893 für die Aufstellung zum Volkssturm. Walter Mann wurde der Status „unabkömmlich“ zuerkannt, so dass er nicht zum Fronteinsatz herangezogen wurde.

Wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP wurde Walter nach dem Kriegsende 1945 aus dem Beamtendienst entlassen. Er starb am 30. Oktober 1950 an Magenkrebs.
Walter Mann wurde am 2. November 1950 auf dem Friedhof in Königs Wusterhausen beigesetzt.
Seine Frau starb am 11. Dezember 1972 in Königs Wusterhausen.

Gerda Marie Johanna Mann

Gerda Mann 1922, Quelle: Familienarchiv

Gerda Marie Johanna Mann wurde am 10. August 1920 in Königs Wusterhausen geboren und am 19. August in der evangelischen Kreuzkirche getauft.
Mitte des Jahres 1927 erfolgte die Einschulung in die Gemeindeschule. Ab Ostern 1931 bis Mitte März 1937 besuchte Gerda das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Königs Wusterhausen. In ihrer Freizeit war sie aktive Rudersportlerin.

Am 1. Juli 1933 trat sie in den BDM ein. Am 1. Juni 1936 wurde sie konfirmiert.

Geschwister Mann bei ihrer Konfirmation, Quelle: Familienarchiv

Von Mitte August 1937 bis Anfang Juli 1938 besuchte sie die städtische Berufsschule. Ihre praktischen Fähigkeiten als kaufmännische Angestellte erlernte sie im gleichen Zeitraum bei der AEG in Wildau.
Anschließend arbeitete sie bei den städtischen Werken in Königs Wusterhausen als Stenotypistin, bevor sie Anfang Juli 1939 als Kontoristin zur Firma Injekta nach Berlin wechselte. Eine schwere Erkrankung zwang sie jedoch dazu, diese Arbeit kurz darauf wieder aufzugeben. Nach ihrer Genesung und einer kurzen Aushilfstätigkeit bei der Firma Werdermann in Königs Wusterhausen begann sie eine Arbeit bei den Schwarzkopffwerken in Wildau. Im Dezember 1944 wurde sie als Wehrmachtshelferin zur Reichsverteidigung eingezogen. In einer Aufstellung der Lebensorte von Gerda werden die Städte Rendsburg und Fürth genannt. In beiden Orten waren Flakscheinwerfer-Ersatz-Abteilungen stationiert. Die Städte liegen sehr weit auseinander. Möglicherweise wurde sie an einem Ort ausgebildet, um dann woanders eingesetzt zu werden. Wo genau Gerda das Kriegsende erlebte, ist bisher nicht bekannt.

Mitte des Jahres 1945 war Gerda als Haushaltshilfe in Halberstadt tätig, bevor sie ab November 1945 als Stenokontoristin bei der Firma Werdermann in Königs Wusterhausen anfing zu arbeiten. Ender der vierziger Jahre lernte sie Paul Dinter kennen, den sie am 17. September 1949 in Königs Wusterhausen heiratete. Weil Familie Dinter katholisch war, konvertierten Gerda und ihre Schwester vorher zum katholischen Glauben. Dem Ehepaar Dinter wurden drei Kinder geboren.

Seit April 1959 war Gerda als zunächst als  Protokollantin beim Kreisgericht in Königs Wusterhausen angestellt. Durch zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, unter anderem ein Jurafernstudium, arbeitete sie sich bis zum geschäftsleitenden Sekretär empor. Ab 1978 arbeitete sie noch zwei Jahre bei der staatlichen Versicherung als Außendienstmitarbeiterin. Wie in der DDR üblich, ging Gerda 1980, mit 60 Jahren, in Rente.

Paul Dinter war aktiver Radsportler und später Radsportfunktionär. Gerda arbeitete ehrenamtlich bei den zahlreichen Radsportaktivitäten ihres Mannes mit.

Gerda und Paul Dinter 1998, Quelle: Familienarchiv

Ende der Achtziger Jahre erkrankte Gerda an Brustkrebs. Die Krankheit überstand sie. Ende der neunziger Jahre erkrankte Gerda jedoch erneut an Krebs. Sie starb am 27. August 1999, kurz vor ihrer goldenen Hochzeit. Meine Großmutter wurde am 1. September 1999 auf dem Friedhof in Königs Wusterhausen beigesetzt.
Paul Dinter starb zwei Jahre später am 18. Mai 2001 in Cottbus. Er wurde ebenfalls auf dem Friedhof in Königs Wusterhausen beerdigt.