Neun Entwürfe für eine Kirche!

Katholische St. Elisabeth Kirche Köngis Wusterhausen

Wer in der heutigen Zeit ein größeres Gebäude errichten möchte, lässt sich im Vorfeld einige Entwürfe erstellen, um davon den besten zu realisieren.
Das das vor Jahrzehnten auch schon gängige Praxis war, lässt sich gut am Beispiel der katholischen Kirche St. Elisabeth Königs Wusterhausen veranschaulichen. Für eine eher unbedeutende Kleinstadtkirche sicher ungewöhnlich, existieren hier mindestens neun verschiedene Entwürfe von drei Architekten.

Entwurf Hanns Schlicht, Quelle: Archiv St. Elisabeth
Entwurf Hanns Schlicht, Quelle: Archiv St. Elisabeth
Entwurf Hanns Schlicht, Quelle: Archiv St. Elisabeth
Entwurf Hanns Schlicht, Quelle: Archiv St. Elisabeth

Der Kirchenvorstand der Gemeinde St. Elisabeth kaufte das Kirchgrundstück 1932 von der preußischen Regierung. Es wurde jedoch die Auflage erteilt, binnen fünf Jahren eine Kirche zu errichten. Der damalige Pfarrer Georg Roschkowski nahm Anfang des Jahres 1935 Kontakt zum schlesischen Architekten Hanns Schlicht auf, der daraufhin mindestens acht Entwürfe für unsere Gemeinde anfertigte. Von diesen Entwürfen kam jedoch keiner zur Ausführung. Hauptgeldgeber für den geplanten Kirchbau war der Bonifatiusverein in Paderborn, der mit seinen finanziellen Mitteln arme Kirchgemeinden in der Diaspora unterstützt. Für einen Kirchbau gab es strikte Regeln und Vorschriften, die von Gutachtern genauestens geprüft wurden. Ein Hauptkriterium für geförderten Kirchenbau war, dass es sich um Sparbauten ohne Kirchturm handeln musste. Hanns Schlicht plante verschiedene Kirchen mit Turm. Die Entwürfe wurden zunehmend zwar immer spartanischer, aber ein Kriterium, das außerdem gegen Schlicht sprach, war, dass er selbst als Bauunternehmer die Kirche bauen wollte. Das wollte der Bonifatiusverein so nicht zulassen. In den Akten des Kirchenarchivs konnte ich Hinweise darauf finden, dass weitere Architekten aufgefordert wurden, Entwürfe für einen Kirchbau einzureichen. Der Berliner Architekt Martin Braunstorfinger war einer von ihnen. Sein Entwurf, so es denn einen gegeben haben sollte, ist nicht erhalten. Auch Wilhelm Fahlbusch, der bereits mehrere Kirchen gebaut hatte und in Berlin kein Unbekannter mehr war, wurde aufgefordert, sich am Wettbewerb zu beteiligen.

Entwurf Wilhelm Fahlbusch, Quelle: Archiv St. Elisabeth
Entwurf Wilhelm Fahlbusch, Quelle: Archiv St. Elisabeth

Wilhelm Fahlbusch war lange Jahre als Baurat für die Berliner Baupolizei tätig. Als katholischer Architekt engagierte es sich auch in der Zentrumspartei. Kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, wurde er nach Potsdam strafversetzt und bald darauf zwangspensioniert. In der Folgezeit war Wilhelm Fahlbusch als freischaffender Architekt tätig und wurde sicher deshalb auch von Pfarrer Roschkowski gebeten, einen Entwurf für unsere Kirche abzugeben. Interessant ist hier vor allem die Anlage des Kirchturms direkt auf der Grundstücksgrenze zur heutigen Friedrich-Engels-Straße. Außerdem drehte Fahlbusch seinen Kirchbau um 90°, so dass die Kirche nicht wie sonst üblich mit dem Altar nach Osten, sondern nach Süden gestanden hätte. Warum dieser Entwurf nicht zur Ausführung kam, ist den Akten nicht zu entnehmen. Möglicherweise hatte auch hier der Bonifatiusverein Einwände erhoben. Wer lieferte nun aber den erfolgreichen Entwurf, der dann auch zur Ausführung kam?

Carl Kühn, Diözesanbaurat des Bistums Berlin, rettete der Gemeinde den Kirchbau. Nach Jahren, in denen man sich nicht auf einen baufähigen Entwurf einigen konnte, wurde die Zeit für den Kirchbau knapp. Das Baugrundstück drohte an die preußische Regierung zurückzufallen, wenn nicht spätestens 1937 eine Kirche gebaut würde. Carl Kühn lieferte Ende 1936 einen Entwurf ab, der gegen die Richtlinien des Bonifatiusvereins verstieß, denn er plante sogar zwei Türme für die Kirche. Offenbar verstanden sich der Gutachter des Bonifatiusvereines und der Diözesanbaurat aber so gut, dass man über diese „Fehlplanung“ hinwegsehen konnte. Kühn argumentierte außerdem, dass die Kirche so viel besser ins Stadtbild passe und sich von den umliegenden Gebäuden abheben könne.

Der entworfene Kirchbau wurde innerhalb eines halben Jahres realisiert und die Kirche konnte am 1.August 1937 feierlich von Kardinal Conrad von Preysing konsekriert werden.