Zwischenkriegszeit, Wirtschaftskrise, Inflation

Zwischenkriegszeit, Wirtschaftskrise, Inflation – und doch geht es wieder bergauf

Kuratus Albrecht Jochmann, Quelle: Archiv St. Elisabeth

Nachfolger von Kuratus Johannes Janotta, der die Gemeinde 1922 verlässt, wurde Albrecht Jochmann aus Berlin. Seine Amtszeit fiel in eine Zeit, in der es vielen Menschen schlecht ging. Die deutsche Wirtschaft lag am Boden. Arbeitslosigkeit herrschte aller Orten und die stark steigende Inflation machte den Menschen das Leben schwer. Anfang des Jahres wurde die Feuerversicherung für die Kapelle auf eine Million Mark erhöht. Ein Pfund Fett kostete in dieser Zeit 500 Mark und Kuratus Jochmann bezog ein Monatsgehalt von 2.000 Mark.

Wurde der Kirchenetat 1921/22 noch auf 10.191 Mark beziffert, musste der Kirchenvorstand für das Jahr 1923 bereits die utopische Summe von fast zwei Millionen Mark einplanen. Auf Grund der stark gestiegenen Wasserpreise im Land, wurden die Bewohner des Pfarrhauses aufgefordert, sich ihr Wasser künftig an der Gartenpumpe zu holen und nicht mehr die Städtische Wasserleitung zu benutzen.

Im Oktober 1923 bekam Kuratus Jochmann aus der Kirchenkasse eine einmalige Beihilfe von 200 Millionen Mark!

Am 1.November kostete ein Pfund Brot 260 Milliarden Mark, der Tagesverdienst eines Arbeiters lag bei drei Billionen Mark und der Dollarwechselkurs bei 4,2 Billionen. Am 15. November 1923 war der Spuk endlich vorbei. Von amtlicher Stelle wurde die Rentenmark eingeführt.

Zu einem Eklat kam es, als Kirchenchorleiter Kurth aus Zeuthen immer mehr Geld für seine Tätigkeit verlangte. Der Kirchenvorsteher sah sich außerstande weiteres Geld aufzubringen und entschloss sich, den vormaligen Organisten Ernst zu bitten, wieder dieses Amt zu übernehmen. Dieser lebte in Berlin und nahm nach einigem Zögern das Amt an, völlig kostenfrei für die Gemeinde.

Kapelle nach der Renovierung, Quelle: Archiv St. Elisabeth

In ihm hatte die Gemeinde einen echten Wohltäter gefunden. Auf seine Initiative und Kosten wurde die Kapelle 1923 komplett renoviert. Peinlicherweise war beim ersten Gottesdienst danach die Farbe noch nicht ganz trocken und viele Gottesdienstbesucher trugen diese dann auf ihren guten Sachen mit nach Hause.

Der unzureichenden Beleuchtung in der Kapelle wurde im Jahr 1924 durch erstes elektrisches Licht Abhilfe geschaffen. Im gleichen Jahr mussten auch zahlreiche Reparaturen getätigt werden. So war das Dach über dem Altar undicht und auch Fenster und Fußboden waren überholungsbedürftig. Das meiste konnte jedoch in Eigenleistung der Gemeindemitglieder erfolgen.

Mitte der zwanziger Jahre kam es zu zunehmender religiöser Gleichgültigkeit in der Gemeinde. Dem entgegen zu wirken, entschloss man sich, einen Gottesdienst in Mittenwalde abzuhalten, um die dort lebenden Katholiken wieder näher an die Gemeinde zu binden. Zuerst fand dieser Gottesdienst in Privatwohnungen statt, später konnte man in die ortsnahe Turnhalle umziehen.

Eine Einnahmequelle für die Gemeinde, von der sicher wenige noch wissen, war die Vermietung der Sitzplätze in der Kapelle. Gegen eine Jahresmiete hatte man seinen festen Stammplatz während des Gottesdienstes. Im Jahr 1925 wurde vom Kirchenvorstand die Miete auf sechs Mark pro Jahr, zahlbar in halbjährlichen Raten, erhöht. Oft mussten die Gemeindeglieder aber gemahnt werden, ihre Stuhlmiete zu zahlen. Anfang 1926 sollten endlich richtige Bänke für die Kapelle angeschafft werden. Den Zuschlag erhielt schließlich Tischler Böttcher aus Königs Wusterhausen. Er fertigte die Bänke für 23 Mark je laufenden Meter. Auch diese Plätze wurden vermietet, die verbliebenen Stühle allerdings, waren ab sofort mietfrei zu besetzen.

Kuratus Georg Roschkowski, Quelle: Archiv St. Elisabeth

Im Oktober 1926 verließ Kuratus Jochmann als Pfarrer die Gemeinde in Richtung Berlin-Charlottenburg. Sein Nachfolger wurde Georg Roschkowski.

Zum Weihnachtsfest 1927 machte sich die Gemeinde selbst ein großartiges Weihnachtsgeschenk. Noch immer dienten die beiden, eigentlich als Schulklassen gedachten Räume, den etwa 300 Gläubigen sonntags als Räumlichkeit für ihren Gottesdienst. Wasser- und Gasleitungen liefen über dem Putz entlang, die Fenster waren mit buntem Papier beklebt und die Zeit hatte ihre Spuren auf den Wänden hinterlassen. Alles in allem ein armseliges Bild für ein Gotteshaus. Das änderte sich innerhalb von drei Wochen. Verschiedene Firmen rückten der trostlosen Notkapelle zu Leibe. Die Leitungen wurden unter den Putz gelegt und die Wände wurden verschönert. „Die Werkstätten für dekorative Malerei Birkle u. Thomer, Berlin Charlottenburg, haben durch die hellgoldige Bemalung der Wandflächen, durch die in dezenten Farben gehaltenen und fein abgestimmten Friese, durch die originelle fächerartige Aufteilung der Decken dem Andachtsraum eine fein pointierte künstlerische Note gegeben.“ Die schönste Neuerung aber waren die Fenster. Glasmaler Carl Busch fertigt Bleiverglasungen aus Antikglas an, die die Heilige Elisabeth darstellten. Es wurde ein Bilderzyklus geschaffen, der die Landgräfin von Thüringen bei den sieben Werken der leiblichen Barmherzigkeit darstellte. Die Abbildungen waren volkstümlich und schlicht gehalten. Sie sollten keineswegs aufdringlich wirken. Nur zwei Bilder sind bis heute erhalten geblieben.

Auch eine neue Beleuchtung konnte installiert werden. Komplettiert wurde die neue Inneneinrichtung durch einen Kreuzweg, der kurz darauf durch großzügige Spenden angeschafft werden konnte.