Die Kirchenfenster

Die Kirchenfenster von St. Elisabeth

Ein besonderes Schmuckelement vieler Kirchen sind die Kirchenfenster. Häufig sind sie mit biblischen Motiven aufwendig gestaltet, manchmal einfach nur bunt verglast oder seltener nur monochrom ausgeführt.
Wer heute den Gottesdienst in der Kirche St. Elisabeth besucht, wird kaum vermuten, dass die meisten Fenster nicht mehr die Ursprungsverglasung von 1937 sind.

Teil des Bilderzyklus von Carl Busch für die Notkapelle 1927, Foto: Norbert Seyer

Als die Kirche 1937 gebaut wurde, entschied sich Architekt Carl Kühn bei der Gestaltung der Fenster für den Glasmaler Carl Busch. Kühn hatte schon häufiger mit Busch Kirchen gestaltet und wusste, dass er eine solide Arbeit abliefern würde. Busch war es auch, der schon zehn Jahre zuvor einen Bilderzyklus der Heiligen Elisabeth für die neuen Bleiglasfenster der Notkapelle gegenüber gestaltete.

Carl Busch wurde 1871 in Offenbach geboren und verlebte seine Kindheit in Hanau. Nach einer Lehre als Glasmaler kam er früh nach Berlin und machte sich hier schnell einen Namen. Viele Kirchen, Rathäuser aber auch Privatbauten aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden von ihm glasmalerisch mitgestaltet. Busch war aber auch ein hervorragender Heraldiker. Er entwarf unter anderem das Stadtwappen von Wildau. Carl Busch starb im Oktober 1948 in Berlin-Südende.

Detail eines Stiftungsfensters von 1937, Foto: Norbert Seyer

Die alten Kirchenfenster von 1937 waren aufwendiger gestaltet als die Fenster von heute. Christliche Motive zierten den oberen Bereich der mehrfach geteilten Fenster. Farblich waren sie hauptsächlich in Gelb – oder Brauntönen gehalten. Das Besondere an den Fenstern war, dass sich noch während der Bauphase genügend Stifter fanden, die je ein Fenster finanzierten. Die jeweiligen Stifter wurden im unteren Teil der Fenster verewigt.

Im Zuge von Umbaumaßnahmen in der Kirche wurde vom Kirchenvorstand im September 1974 beschlossen, die beiden langen schmalen Altarfenster an der Südseite der Kirche zu einem großen Fenster umzugestalten. Hauptgrund war, dass im Altarbogen ein Schornstein für die neue Heizung untergebracht werden musste. Praktisch brachte ein großes Fenster aber auch deutlich mehr Licht in den Altarraum.
Den Entwurf zum neuen Altarfenster lieferte der Künstler Heinrich List.

List wurde 1913 in Gießen geboren und studierte später an der Kunsthochschule in Karlsruhe Malerei und Grafik. Als Soldat kämpfte er gegen Ende des Krieges in Berlin und wurde verwundet. Ende 1945 kam er aus sowjetischer Gefangenschaft frei und ließ sich in Mahlsdorf nieder. In der DDR verdiente er sein Geld als Grafiker und spezialisierte sich später auf Glas- und Emailarbeiten. Neben Kirchenfenstern gestaltete er unter anderem auch die Fenster im Wappensaal des Roten Rathauses in Berlin. 1975 starb er im Alter von 62 Jahren ebenda.

Fenstersignatur des großen Altarfensters 2020, Foto: Norbert Seyer

Die Ausführung der Arbeiten für die neuen Fenster übernahm 1975 die Glasmalerei Schölzel in Berlin-Mahlsdorf. Der heute in dritter Generation geführte Betrieb ist spezialisiert auf die Neuerstellung und Restauration von Kirchenfenstern. Ausgeführt hat die Arbeiten seinerzeit der 2014 verstorbene Glasmaler Dieter Schölzel.

Die Fenster des Kirchenschiffes sind nach dem Muster des großen Altarfensters gestaltet und wurden etwa ein Jahr später gefertigt. Ursprünglich sollte wohl Heinrich List wieder die Entwürfe liefern, was durch seinen plötzlichen Tod jedoch nicht mehr möglich war. Im Pfarrarchiv sind einige Entwurfs- und Farbskizzen der neuen Fenster erhalten geblieben. Die Entwürfe stammen von der damaligen Gemeindereferentin Lilo Reißig. Wie auch bei den ersten Fenstern wurde die Anfertigung durch Spenden finanziert. Allerdings sind die Spender diesmal nicht im Fenster verewigt.

Wer heute genau hinschaut, kann in der Turmfassade und am Keller unter der Sakristei noch einige schlichte Originalfester von 1937 betrachten.