Königs Wusterhausen

St. Elisabeth – Königs Wusterhausen

Die katholische Kirche St. Elisabeth in Königs Wusterhausen ist eine der letzten Kirchen, die von Diözesanbaurat Carl Kühn entworfen wurde. Carl Kühn griff auch bei diesem Bauwerk und dessen Ausgestaltung wieder auf Josef Dorls und Carl Busch zurück.

Elisabethfigur 2017; Foto: Norbert Seyer

Zunächst wurde Dorls mit dem Entwurf einer Elisabethfigur für die Turmfassade beauftragt. Er schickte am 24. April 1937 zunächst ein Angebot an die Gemeinde und fertigte ein Modell der geplanten Arbeit an. Die Figur der hl. Elisabeth, dargestellt beim „Rosenwunder“, sollte 500 Reichsmark kosten. Hergestellt ist die Elisabethfigur aus rotem Schamott-Ton. Das dreiteilige Werk ist ca. 1.40 m groß und steht auf einem Sockel aus Ziegelsteinen, der aus der Turmfassade herausgezogen ist.

Die Figur wurde nach dem Brennen durch den Baumeister Carl Dirk nach Königs Wusterhausen gebracht.

Für die Inneneinrichtung der neuen Kirche war die Gemeinde selbst verantwortlich. Entsprechend der geringen eigenen Finanzkraft der Gemeinde zu dieser Zeit sollte sie ohne aufwendigen Schmuck eingerichtet werden.

Innenansicht 1937 mit dem ersten Modell von Dorls; Quelle: Parrarchiv St. Elisabeth

Carl Kühn entwarf einen Hochaltar, über dem ein lateinisches Holzkreuz hängen sollte. Für eine Kreuzfigur fehlte der Gemeinde zunächst das Geld. Um dennoch zur Kirchweihe einen Kruzifixus am Kreuz zu haben, entschloss man sich kurzerhand, das Modell einer früheren Arbeit des Bildhauers aufzuhängen.

Ausgewählt wurde das Modell eines leidenden Jesus, welches ursprünglich für das Priesterseminar in Berlin-Hermsdorf gefertigt wurde. Dieses Modell war nur als Übergangslösung gedacht. Der Berliner Bauunternehmer Carl Dirk konnte jedoch noch vor der Kirchweihe einen potenziellen Geldgeber für eine neue eigene Holzfigur gewinnen. Josef Dorls fertigte daraufhin für den geplanten Corpus noch im gleichen Jahr das Modell eines triumphierenden Jesus an.

In einem Brief vom 24. September 1937 schreibt der Bildhauer dem neuen Pfarrer Anton Majewski in Königs Wusterhausen; „Seit einiger Zeit habe ich für Ihr neues Gotteshaus ein Kruzifix, nach Angaben des Herrn Diözesanbaurates Kühn, fertig gestellt. Ich möchte Sie hiermit höflichst bitten bei Ihrer gelegentlichen Anwesenheit in Berlin sich zwecks Besichtigung in mein Atelier, Großbeerenstr. 69, bemühen zu wollen. Es ist auch noch über die weitere Ausführung zu sprechen…[1]

Offensichtlich hatte der Geldgeber seine Zusage für die Finanzierung einer Holzfigur jedoch nicht eingehalten, denn das vorbereitete Modell wurde nie aus Holz gefertigt.

Die Gemeinde sah sich, auch bedingt durch den Ausbruch des II. Weltkrieges, nicht in der Lage, eine Figur aus Holz zu bezahlen. In der Kirchenchronik wurde später vermerkt: „5.12.1940, Es ist beabsichtigt, das grosse Kreuz mit einem Kruzifixus zu schmücken. Der Bildhauer Josef Dorls-Berlin hat diesen bereits modelliert, ist aber nicht in der Lage, ihn in Holz auszuführen. Deshalb wird, bis ruhigere Zeiten kommen, das Gipsmodell aus Berlin hergeschafft und am Kreuz angebracht.“

Die Rechnung für das Modell ist datiert auf den 5. Dezember 1940. In einem Anschreiben bat der Bildhauer um baldige Rücksendung des ersten Corpus.[2] Das zweite Gipsmodell hing bis 1961 am Kreuz in der Kirche.[3]

Im Jahr 1941 fertigte Dorls seine letzte Arbeit für die Gemeinde an. Aus weißem Schamott-Ton modellierte er eine Figur des hl. Antonius von Padua. Der Heilige hält ein auf einer Bibel stehendes Jesuskind im Arm. Gebrannt wurde die Figur in einer Tonfabrik in Velten. Der Gesamtpreis betrug 900 Reichsmark. In diesem vereinbarten Preis ist die Anlieferung, jedoch nicht die Aufstellung der Figur enthalten. Dorls war bereit: „ohne Entgelt nach dort zu kommen und die nötigen Anweisungen geben, damit alles kunstgerecht ausgeführt wird.“ Die Figur ist neben dem Aufgang zum Chor in einer Wandnische eingelassen. Unter dem Heiligen befindet sich ein Opferstock.

Im Zuge der Umgestaltung der Kirche in den siebziger Jahren, wurde die Figur ockerfarben überstrichen. In diesem Zustand ist sie heute noch.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


[1] Brief von Dorls an Pfr. Majewski vom 24.September 1937, Kirchenarchiv St. Elisabeth
[2] Anschreiben zur Rechnung vom 5.Dezember 1940 an Pfarrer Majewski, Kirchenarchiv St. Elisabeth
[3] Vgl. dazu Norbert Seyer; Artikelserie „Die Sache mit dem Kreuz“ in elina (Gemeindeblatt St. Elisabeth Königs Wusterhausen) Teil I in Februar/März 2017; Teil II in April/Mai 2017 und Dahmelandkalender 2018, recherchiert aus der Kirchenchronik und Akten im Gemeindearchiv, darin enthalten u.a. Briefe und Rechnungen des Bildhauers