Kriegsende in Wildau im April 1945

Über meine Internetseite erreichte mich eine interessante Anfrage, die mittlerweile auch für meine Forschungen sehr befruchtend geworden ist.

An einer Wildauer Schule gibt es ein Projekt, namenlos begrabenen Kriegsopfern auf dem Friedhof Hoherlehme, ein würdiges Andenken zu geben. Zu diesen Kriegsopfern zählen neben Angehörigen der Wehrmacht, der Waffen-SS und des Volkssturmes, auch zivile Opfer, die in den letzten Kriegstagen um den 24. April 1945 ihr Leben verloren haben.

Mein Urgroßvater Franz Cichy ist als Angehöriger einer Volkssturmeinheit am 24. April 1945 bei den Kämpfen um Königs Wusterhausen / Wildau ums Leben gekommen. Darüber habe ich im letzten Heimatkalender einen ausführlichen Artikel publiziert, für den ich neben Büchern und Zeitungsartikeln auch persönliche Aufzeichnungen meiner Urgroßmutter ausgewertet habe. Gertrud Cichy hielt ihre Erlebnisse und Eindrücke in einem Tagebuch fest, das ich vor einigen Jahren transkribiert und kommentiert habe.

Ein Fehler, der mir seinerzeit unterlaufen war, konnte richtiggestellt werden. Durch den neuen Kontakt habe ich erfahren, dass es um das Kriegsende herum drei größere Massengräber für deutsche Soldaten gab. Zwei davon, das Massengrab an der Blindenschule und das am heutigen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, wurden Anfang der fünfziger Jahre aufgelöst und die Verstorbenen auf den Waldfriedhof nach Halbe umgebettet. Die Grabstelle auf dem Friedhof KW existiert noch. Das Massengrab am Gymnasium hatte ich in meinen Kommentaren zum Tagebuch nach Wildau verortet.

Zwei weitere Quellen zum Kriegsende in Wildau habe ich neu hinzubekommen. Die handschriftliche Schulchronik der heutigen Ludwig-Witthöft-Schule beschreibt die Situation in Wildau in den letzten Kriegstagen recht genau und kann mir mit interessanten Details für kommende Artikel hilfreich sein.

In der fraglichen Zeit kam es in Wildau zu einem Kriegsverbrechen an italienischen Kriegsgefangenen durch einen Angehörigen des Wildauer Volkssturms, bei dem drei Zwangsarbeiter erschossen und mehrere verletzt wurden. Der Täter wurde Anfang der fünfziger Jahre verurteilt, Protokolle der Gerichtsverhandlung liegen mir jetzt vor. Die neuen Quellen bieten genug Informationen für einen neuen Artikel, um die Geschehnisse in und um Wildau zum Kriegsende nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.


Foto: Kirchenchor St. Elisabeth Königs Wusterhausen. Franz Cichy (1. Reihe ganz links) war der Chorleiter. Quelle: Familienarchiv