Mehrere Jahrzehnte spielte sich das Leben meiner Vorfahren in den Kolonistendörfern rund um Friedrichsdorf ab. In der Kolonistenkirche wurden meine Vorfahren und deren Kinder getauft, sie verheirateten sich und letztendlich wurden auch viele Familienmitglieder hier beerdigt. Mehrere Male war ich schon im Ort und immer auch in der Kirche. Jedes Mal überkam mich ein eigenartiges Gefühl mit dem Bewusstsein, dass auf gleichem Boden vor zweihundert Jahren auch meine Vorfahren standen.
Friedrichsdorf wurde wie alle Kolonistendörfer in der näheren Umgebung 1774 gegründet und neu erbaut. Das nach Friedrich dem Großen benannte Dorf entstand auf der Feldmark von Sieversdorf und wurde mit zwölf Hopfengärtnern und 13 Büdnern besetzt. Die Gärtner erhielten zwischen 14 und 25 Morgen Land und genossen wie die angesiedelten Büdner, die jeweils fünf Morgen Land zugewiesen bekamen, drei Freijahre. Ein Morgen entsprach in Preußen ca. 2.500 m2. Die Büdner verdienten sich ein Zubrot, indem sie sich von Handarbeiten ernährten, so wurden z.B. in den Büdnerhäusern Besen gebunden.
In einer Statistik von 1799 werden für das Gründungsjahr von Friedrichsdorf 136 Einwohner genannt. 1798 wohnen in den 28 Feuerstellen 30 Männer, 32 Frauen, 81 Kinder und vier Dienstboten.
Friedrichsdorf wurde 1951 in Großderschau umbenannt. Heute findet man in Großderschau ein liebevoll eingerichtetes Heimathaus direkt neben der Kolonistenkirche. Man kann dort viele Ausstellungstücke, Werkzeuge und Dokumente aus der frühen Kolonistenzeit betrachten und erkunden. Es ist geplant, ein Büdnerhaus neu zu errichten, um die Vergangenheit hautnah zu erleben. Im Übrigen kann man auch die Jühlitzer Büdnerkolonie unweit vom Heimathaus besichtigen.
Die Kolonistenkirche ist das einzige Gotteshaus, das für die Neusiedler der neun umliegenden Dörfer im Jahr 1785 errichtet wurde. In der Wetterfahne ist diese Jahreszahl zu finden. Der von außen eher unscheinbar und klein wirkende Putzbau bietet dennoch 700 Gläubigen Platz.
Am Anfang war das Gotteshaus eine Simultankirche für Lutheraner und Reformierte, da unter den neuen Siedlern auch viele mit reformiertem Bekenntnis waren. Es sind daher auch noch Gefäße mit Inschriften der reformierten Gemeinde zu finden.
Der Friedhof befindet sich unmittelbar neben der Kirche. Bemerkenswert ist, dass die Kirche in Nordsüd-Richtung und nicht wie üblich in Ostwest-Richtung steht. Der Bau wurde in der Übergangszeit vom Barock zum Klassizismus errichtet. Während der quergestellte Saalbau mit seinem Walmdach noch deutliche Barockelemente trägt, ist der quadratische 28m hohe Turm mit dem achteckigen Spitzhelm an der südlichen Längsseite des Kirchenschiffes bereits im klassizistischen Stil errichtet. Im Turm befindet sich nur eine Glocke, die 1861 von Carl Hackenschmidt aus Berlin gegossen wurde.
Die Friedrichsdorfer- heute Großderschauer Dorfkirche ist von ihrer Bauweise an die Garnisonskirche in Potsdam angelehnt und wurde im Jahr 2003 das letzte Mal vollständig restauriert.
Im Buch „Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg-Teil 3 Ruppin“ in einer Ausgabe von 1914 wird das Dorf und die Kirche von Friedrichsdorf folgendermaßen beschrieben:
„Auf dem frisch gerodeten Kolckhorst wurde 1773 vom Domänenamt Neustadt aus eine nach dem König benannte Kolonie eingerichtet, mit 12 Hopfengärtnern, 15 Büdnern und dem Schulmeister, insgesamt 28 Feuerstellen; die Gärtner erhielten 15, die Büdner und der Lehrer je 5 Morgen Land sowie für 3 Jahre Freiheit von Abgaben (Geh. Staatsarchiv, Generaldirektorium Kurmark, Materien, Tit. CCXLVI, Meliorationssachen)
Die geräumige Kirche in Querstellung mit dem Turm inmitten der westlichen Langseite ist ein Putzbau mit Walmdach aus friderizianischer Zeit (Jahreszahl 1785 in der Wetterfahne.) Die Stichbogenfenster sind wegen der doppelten Emporen, welche das Innere an drei Seiten umziehen, in zwei Gaden angebracht. an der vierten Seite im Osten ist die Sakristei angebaut, in welcher die Treppe, zu der über der Sakristeitür befindlichen Kanzel liegt. Der Altar steht als einfache Mensa frei vor ihr, die Orgel gegenüber der Empore, die hier segmentförmig ausgebogen ist. Der lediglich vom praktischen Gesichtspunkte aus angelegte Kirchenraum ist in seiner Gesamtwirkung durch die oberen Emporen sehr beeinträchtigt und wirkt in seiner Gesamtstimmung öde und stimmungslos. Obwohl die glatte geputzte Decke durch die Emporensäulen reichlich unterstützt ist, wurde sie außerdem noch an den Dachstuhl aufgehängt, der seinerseits durch starke und viele überflüssige Hölzer eine große Materialverschwendung zeigt. Etwas architektonisch ausgestaltet ist allein der Unterteil des Turmes, seine Spitze bildet einen achteckigen Helm von nüchternern Form.
Ein einfacher Zinnkelch. Zwei Zinnleuchter, 38 cm groß, von 1789. Die einzige Glocke, 66 cm Durchm., 1861 von Hackschmidt in Berlin.“