Neue Hinweise auf Martha Klozik

 

Die Urgroßmutter meiner Frau väterlicherseits, Martha Kluzik (später auch Klozik) wurde am 19. Dezember 1888 in Kattowitz geboren.

Ihre Eltern waren Ignatz Kluzik und Franziska Skoruppa. Martha hatte noch eine Schwester, Albine (auch Alwine) Gertrud, die 1892 ebenfalls in Kattowitz geboren wurde. Die Familie war katholisch.

Über die Kindheit von Martha Klozik ist nichts bekannt. Erste Hinweise auf einen weiteren Lebensweg ergeben sich aus dem Geburtseintrag ihrer Tochter im Jahre 1922.

Demnach wohnte sie Anfang der zwanziger Jahre in Massel und arbeitete als Kassiererin in einem Lichtspieltheater in Rawitsch. Das Kino war früher im Besitz einer Familie von Bredow.

Am 25. April 1922 bekam sie im Beisein der Ehefrau des früheren Kinobetreibers Flora von Bredow, geborenen Anders, in der Wohnung des Käthners Loudan in Massel eine Tochter. Die Tochter, Margot Klozik, wurde unehelich geboren. Anders als bei vielen anderen unehelichen Geburten wurde hier der Vater später benannt – so geht es aus späteren Dokumenten hervor. Nach bisherigem Erkenntnisstand hat der Vater die Tochter jedoch nicht legitimiert.

Leiblicher Vater von Margot Klozik war der Kaufmann Ernst Emil Groß, der 1944 im KZ Buchenwald als politischer Häftling zu Tode kam. Ihm ist ein gesonderter Beitrag gewidmet.

Martha Klozik war nicht in der Lage, sich um ihre Tochter zu kümmern und gab sie im Alter von etwa sechs Wochen in die Pflege zu ihrer Schwester, die mittlerweile in Berlin verheiratet war und eine eigene Familie hatte.

Nach der Geburt von Margot zog Martha nach Breslau und verdiente dort ihren Lebensunterhalt als Kellnerin. Anfangs schickte Martha aus Breslau monatlich Kleidung und Süßigkeiten zu ihrer Tochter nach Berlin und besuchte sie dort auch öfter. Später wurden die Pakete und Besuche seltener, ehe Martha den Kontakt zu ihrer Tochter ganz abreißen ließ. Nach Aussagen von Margot Klozik war ihre Mutter später kränklich, einsam und verbittert.

Bis Ende der dreißiger Jahre verliert sich die Spur der Martha Klozik dann. Erste Hinweise auf den Verbleib geben Dokumente aus der Sammelakte der Trauung ihrer Tochter Margot Anfang 1945. Denen zu Folge lebte Martha immer noch in Breslau. Daraufhin wurde ich in einigen historischen Adressbüchern der Stadt auch fündig.  Mart(h)a Klozik findet sich in den digitalisierten Adressbüchern von 1939 bis 1943 als Gastwirtschaftshilfe. Sie wohnte in der Münzstraße 2a – der Eintrag deutet darauf hin, dass sie immer noch unverehelicht war. In früheren Jahrgängen konnte ich sie nicht finden, was aber auch darauf hindeuten könnte, dass Martha irgendwo zur Untermiete gewohnt hat.

Ende Januar 1945 wurde Breslau zur „Festung“ erklärt. Obwohl die Stadt nicht befestigt war, sollte sie Teil des Sperrriegels gegen die heranrückende Rote Armee an der Oder sein. Am 20. Januar 1945 rief Gauleiter Hanke die wehruntüchtige Bevölkerung Breslaus auf, die Stadt umgehen zu verlassen. Die Evakuierung der Stadt geschah äußerst planlos und zehntausende Frauen, Kinder und Alte mussten sich bei strengstem Winterwetter zu Fuß auf die Flucht machen.  Viele fanden dabei den Tod. Unter den etwa 200.000 verbliebenden Menschen in der Stadt waren aber immer noch zahlreiche Frauen und Kinder.

Ab Mitte Februar 1945 tobte über viele Wochen ein erbitterter Kampf um jede Straße, jedes Haus, und sogar um jedes Stockwerk. Dabei wurde die Stadt nahezu komplett zerstört.

Als am 6. Mai 1945 die Stadt endlich kapitulierte, hatten unzählige Zivilisten bei den Kämpfen ihr Leben gelassen.

Die Spur von Martha Klozik verliert sich mit den Adressbucheinträgen. Ob sie die Stadt vor den Kämpfen verlassen und sich auf die Flucht begeben hat oder ob sie während der Kämpfe möglicherweise ihr Leben verlor, lässt sich sicher niemals feststellen. Möglicherweise hat sie eine Flucht auch überstanden und starb später irgendwo in Deutschland. Vielleicht hilf eines Tages ein Zufallstreffer, das letzte Datum der Martha Klozik herauszufinden.


Das obige Bild zeigt möglicherweise Martha Klozik. Quelle: Familienarchiv