Vor einigen Tagen schrieb ich an das Museum in Karlovy Vary, dem früheren Karlsbad. Ich erhoffte mir nähere Informationen zum Wahrheitsgehalt der Geschichte des Kreuzes von St. Nikolaus in Blankenfelde. Der damalige Pfarrer Lütkehaus veröffentlichte zur Kirchweihe eine abenteuerliche Geschichte, wie das Kreuz nach Berlin und anschließend nach Blankenfelde kam.
Mit meinen Anfragen an das Museum wollte ich klären, ob es im Jahr 1810 eine solch starke Überschwemmung in Karlsbad gab, dass ein mannshohes Kreuz im zweiten Stockwerk eines Hotels angespült werden konnte. Um es vorweg zu nehmen, 1810 gab es keine derartige Überschwemmung, gleichwohl kam es 1809 und 1811 zu Überflutungen. Ein weiteres Ereignis bestimmte aber zur fraglichen Zeit das Leben in der Stadt. Die Explosion einer heißen Quelle zerstörte mehrere Häuser in der Umgebung der Quelle. Stammte das Kreuz aus einem dieser Häuser?
Eine weitere Frage lautete, ob es weiterführende Hinweise auf die Betreiberin des Hotels „Zur schönen Königin“, Viktoria Lochner oder deren Bruder, gibt. Leider wurde diese Anfrage negativ beschieden. Der Mitarbeiter des Museums konnte lediglich einen Zinngießermeister ausfindig machen, der um 1800 in Karlsbad lebte. Dankenswerter Weise erhielt ich einen Link zu den Matrikeln von Karlsbad, die online durchsucht werden können. In den Registern fand ich keine Hinweise auf den Tod der Viktoria Lochner oder deren Bruder bis 1902.
Auch die Suche nach einer Nichte, die das Kreuz nach Berlin gebracht haben soll, blieb erfolglos.
Nach allen durchgeführten Nachforschungen bleiben von der spannenden Geschichte des Pfarrer Lüthehaus zum Ursprung des Kreuzes in Blankenfelde wenig belastbare Fakten übrig. Wurde das Kreuz, von dem ein Foto in der Werkstatt von Josef Dorls existiert, vielleicht doch einfach nur über einen Kunsthändler bezogen und die Geschichte ist nur die spannende Legende?
Bild: Karlsbad um 1900, Alte und Neue Wiese, Quelle: wikipedia, dort als gemeinfrei gekennzeichnet